In einer längst vergangenen Epoche war Ansel Roth (Leland Orser) die amerikanische Autorität im Bereich der Sekten-Psychologie, mit erfolgreichem Buch und eigener Fernseh-Show. Doch diese Zeit ist vorüber, heute hält er sich mit karg besuchten Präsentation und schleppenden Buchverkäufen über Wasser und schläft in seinem Auto.
Ausgerechnet an diesem Tiefpunkt in seinem Leben trifft er auf ein verzweifeltes Elternpaar, das ihn um Hilfe bittet. Alles wurde bereits versucht, um Tochter Claire aus den psychologischen Krallen der „Faults“-Gruppe zu befreien. Als letzte Konsequenz bietet Ansel gegen einen saftigen Lohn den Versuch an, Claire umzuprogrammieren. Vom Parkplatz eines Supermarktes wird die junge Frau entführt und in ein Motelzimmer gesperrt. Der desolate Ansel nimmt sich der Herausforderung an und beginnt, auf die verblendete Claire einzureden.
Die größte Stärke von „Faults“ ist sein ungewöhnliches und originelles Thema. Spielfilmdebütant Riley Stearns (Regie und Drehbuch) nimmt sich in seinem ersten Stück einem komplexen und ambitionierten Thema an, das man nicht besonders oft verfilmt sieht. Anhand seiner beiden Protagonisten geht er auf die psychologischen und anderweitigen Mechanismen ein, mit denen Sekten ihre Mitglieder einfangen und festhalten. Das präzise Drehbuch stellt seinem zerstörten Protagonisten eine mehr als ebenbürtige Kontrahentin gegenüber und lässt die beiden in einen mentalen Ring steigen.
Leland Orser, der zu den klassischen Nebendarsteller-Gesichtern gehört, wird in „Faults“ endlich zum Hauptakteur befördert und erweist sich als perfektes Casting für den gequälten Ansel Roth, der wie ein Tennisball durchs Leben geschlagen wird. Der Glanzpunkt des Films sind die klasse inszenierten Dialoge zwischen ihm und Mary Elizabeth Winstead, die die Kernthemen von Abhängigkeit und freiem Willen auf einen authentischen Punkt bringen.
Der Kammerspiel-Charakter des Films geht auf seinem Weg leider immer wieder verloren, was auf Grund der Handlung zwar sinnvoll ist, aber die intensiven Sequenzen zwischen Orser und Winstead immer wieder untergräbt. Hier hätte der Film womöglich besser daran getan, das kleine Motelzimmer nicht zu verlassen.
Die Irrungen und Wirrungen, die sich vor allem im letzten Akt von „Faults“ entfalten, sind zwar plausibel, aber kranken auch an einer gewissen Vorhersehbarkeit. Da der Film seine Karten aber nicht auf einen schockierenden Endtwist setzt, trübt dies den guten Gesamteindruck nicht.
Was bleibt ist ein kompetent geschriebener und inszenierter Film, der perfekt besetzt ist und ein kompliziertes Thema glaubhaft auf die Leinwand bringt. Außerdem ist er ein ausgezeichneter Einstand für den amerikanischen Regisseur Riley Stearns, der mit seinem Debüt ein spannendes Talent beweist, das man im Auge behalten sollte.
7,5/10
Faults
Drama, Thriller
Regie: Riley Stearns
Buch: Riley Stearns
Darsteller: Mary Elizabeth Winstead, Leland Orser, Jon Gries, Beth Grant, Lance Reddick
Kinostart DE: ??.??.???? (deutschlandweite Screenings im August/September auf dem Fantasy Filmfest)
Kinostart US: ??.??.????