Als Liebhaber von Horrorfilmen ist es schwer, wirklich frische und originelle Ideen zu finden. In dem Genre, das so weit vom Geschmack des breiten Publikums entfernt ist, arbeiten zumindest momentan deutlich zu wenig innovative Filmemacher. Dieser Tage scheint Horror sich ausschließlich in zwei Extreme zu orientieren. Auf der einen Seite die Filme, die den Weg der möglichst krassen und grausamen Gewaltszenen gehen. Das andere Ende des Spektrums bevölkern weichgespülte Möchtegern-Schocker, deren Idee von Horror nicht über eine Reihe an lahmen Jumpscares hinaus geht. Dazwischen sind die Meta-Bomben wie „Cabin in the Woods“ oder „Tucker and Dale vs. Evil“, die sich zwar einen Spaß aus den traditionellen Klischees machen, aber kaum als aufrichtige Horrorfilme zählen können.
„It Follows“ setzt einen gepflegten Haufen auf alle drei dieser Camps, es ist der erste reinrassige Horrorschocker der letzten Jahre, der ungemein spannend, fies und unterhaltsam ist und gleichzeitig das Kunststück schafft, ein guter und origineller Film zu sein.
Er beginnt typisch genug. Eine junge Frau flüchtet mit sichtlicher Todesangst aus ihrem Haus, steigt ins Auto und fährt davon. Einige Kilometer weiter lässt sie sich am Strand nieder und hinterlässt ihren Eltern eine Abschiedsnachricht. Am nächsten Morgen ist sie immer noch am Strand, aber um Einiges toter und verstümmelter.
In der nächsten Szene treffen wir auf Jay (Maika Monroe), die zusammen mit ihrer Schwester Kelly (Lili Sepe) und einigen Freunden ein normales Teenager-Dasein in einem Vorort von Detroit fristet. Nach einigen Dates mit ihrer neuen Flamme Hugh (Jake Weary) entscheidet sie sich, dass der große Tag endlich gekommen ist. In Jakes Auto geben die beiden sich ihren postpubertären Gelüsten hin und schreiten zum Liebesakt. Nach getaner Arbeit nimmt der romantische Abend allerdings eine Wendung, als Hugh Jay fesselt und ihr ein beunruhigendes Geständnis macht. Durch den Akt hat er das tituläre „It“ an sie weitergegeben und wie der Name des Films bereits verrät, wird es sie verfolgen. Der einzige Weg, es wieder loszuwerden, ist per sexuellem Kontakt mit einem weiteren Partner.
Seit Wes Craven vor fast 20 Jahren „Scream“ gedreht hat, ist sich das Genre um eines seiner populärsten Klischees bewusst. Teenager, die ihren Trieben freien Lauf lassen, müssen sterben. Ganz so einfach ist bei „It Follows“ allerdings nicht. Regisseur und Autor David Robert Mitchell, der sich mit nur zwei Filmen den Kultstatus im Horrorgenre gesichert hat, spart das abgedroschene Bild des maskierten Mörders oder deformierten Monsters ein und setzt das drohende Unheil auf eine bisher ungesehene Art und Weise um.
Das genaue Vorgehen der unsichtbaren Bedrohung möchte ich nur ungern verraten. Es sei nur gesagt dass ich als jemand, der lange kein wirkliches Unbehagen im Kinosaal verspürt hat, lange nicht mehr so überzeugt von einer omnipräsenten Bedrohung war. Mitchell inszeniert seinen Horrorthriller ohne clevere Seitenhiebe auf Genre-Konventionen, die den Zuschauer aus dem Film reißen.
Das herausstechendste Merkmal des Films sind seine Charaktere. Auch hier verzichtet der Regisseur auf etwaige Stolperfallen und stattet seine jungen Figuren allesamt mit einem Mindestmaß an Intelligenz aus, was im Horrorgenre leider etwas Besonderes ist. Er platziert Jay und ihre Freunde ohne unnötige Nostalgie in einem Setting der frühen 80er, das von einem passenden Synthie-Soundtrack und einer erfrischenden Kameraarbeit zum Leben erweckt wird.
„It Follows“ ist die erste richtige Offenbarung, die das Horrorgenre seit langem zu bieten hat. Ein gemeiner, gruseliger und kompetent inszenierter Schocker, den man in dieser Form definitiv nicht mehr erwartet hat.
Zur Blu-Ray:
Unsere lieben Freunde von Weltkino haben uns vor dem offiziellen Heimkino-Start von „It Follows“ ein Rezensionsexemplar geschickt. Wie immer haben wir die Blu-Ray auf Bild, Ton und Extras getestet. „It Follows“ erscheint am 27. November 2015 auf DVD und Blu-Ray.
Das Bild:
Insgesamt kann die Blu-Ray mit seinem Full-HD-Bild mit einem Bildverhältnis von 2,40:1 überzeugen. Der Mix aus düsteren und hellen Szenen ist sehr gelungen und passt zum Film.
Der Ton:
Die Blu-Ray ist mit insgesamt drei Tonspuren ausgestattet. Neben dem englischen Originalton im 5.1 DTS-HD Master Audio sind auch zwei deutsche Audiospuren vorhanden, eine Stereo- und eine Surround-Version. Im Original ist die Abmischung wirklich exzellent, der Score kommt toll zur Geltung während die Dialoge stets gut zu verstehen sind. Die deutsche Synchro ist in der Summe okay, nur wirken die Stimmen ab und an etwas zu laut in Relation. Optional kann man auch deutsche Untertitel zum englischen Ton zuschalten.
Die Extras:
Unter dem Bonusmaterial findet man einen Audiokommentar von Regisseur und Drehbuchautor David Robert Mitchell und ein Interview mit Richard Vreeland. Dieser hat die Filmmusik von „It Follows“ unter dem Namen Disasterpiece komponiert. Außerdem gibt es den deutschen Trailer zum Film und eine Trailershow mit Weltkino-Highlights. Hier hätte es auch gerne etwas mehr sein können.
Das Fazit:
Wie das Review vermuten lässt, können wir Horror-Fans den Kauf der Blu-Ray von ganzem Herzen empfehlen. Bild und Ton sind gut gelungen, einzig die Extras hätten etwas üppiger ausfallen können. Der Film ist in unseren Augen sowieso pures Gold.
It Follows
Horror, Thriller, Volle Hose
Regie: David Robert Mitchell
Buch: David Robert Mitchell
Darsteller: Maika Monroe, Heather Fairbanks, Aldante Foster, Keir Gilchrist
Kinostart DE: 09.07.2015
Kinostart US: 27.11.2015
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Schlimm nur das wir hier hierzulande immer mit diesen furchtbaren „alternativen“ auf´s Horrorpublikum geeichten Coverartworks vorlieb nehmen müssen. Warum können die nicht einfach mit dem Original arbeiten?