Nach einer gefühlten Ewigkeit kehre ich in meine Blog-Heimat zurück und schreibe direkt über den außergewöhnlichsten Schauspieler der Welt: Nicolas Cage. Neben den gefühlt 50 Direct-to-DVD-Filmmüll spielt Cage jedes Jahr in einer Handvoll Indie-Werken mit. Dort erkennt man oftmals erst das Talent der Schauspiellegende, obwohl seine Leistung auch maßgeblich von der Regieleitung abhängt. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe mir „Mandy“ von Regisseur und Co-Drehbuchautor Panos Cosmatos mit Napalm-Neuling Frauke angesehen – und war etwas überwältigt.
Von Streitäxten und Kettensägen
Die Story ist schnell erklärt: Ein Gruppe Jesus-Freaks auf LSD finden Einkehr in den abgelegenden Ort, in dem Red (Nicolas Cage) und die titelgebende Mandy (Andrea Riseborough) ihr Nest gebaut haben. Der Kult-Leader Jeremiah (natürlich heißt er so), gespielt vom exzellenten und oft unterschätzten Linus Roache, sieht Mandy auf der Straße und beschließt: „Die muss ich haben!“. Schlechte Neuigkeiten für das Paar, denn die LSD-Junkies sind mit Dämonen (oder sowas in der Art) im Bunde. Die werden verständigt und schon ist das Haus der beiden besetzt. Als sich Mandy nicht Jeremiah hingeben möchte, fackelt er die Gute ab – vor den Augen von Red. Der Jesus-Kult zieht wieder ab und Red kann sich von seinen Stacheldrahtfesseln befreien. Nach einer kurzen Trauerphase mit einem klassischen Cage-Moment hat er nur noch eines im Sinn: Rache.
Ab hier beginnt der komplette Wahnsinn und der Film schlägt einen etwas anderen Weg ein: Während die erste Hälfte beinahe esoterisch auf den Zuschauer wirkt, glänzt der Rest von „Mandy“ mit einer erfrischenden Geradlinigkeit – ohne dabei an visuellem Wert zu verlieren.
Ein Film auf LSD
Und was wir alles zu sehen bekommen: Nic Cage bekommt eine Armbrust von Bill Duke, der den meisten aus „Predator“ bekannt sein dürfte. Nic Cage schmiedet sich eine Streitaxt. Nic Cage zündet eine Zigarette mit dem kokelnden, abgetrennten Kopf eines „Hellraiser“-ähnliche Dämonen an und snifft Kokain von einer Glasscherbe. Nic Cage im Kettensägen-Duell. So viele denkwürdige Momente passieren während Reds Rachefeldzug. Die Mischung aus bild- und kameratechnischer Kreativität und balls-to-the-wall Action macht den Film aufregend und interessant. Das gemächliche Pacing und die simple Story erlauben es dem Publikum, die Bilder auf sich wirken zu lassen, sich dem Gezeigten voll hinzugeben und sich etwas auszuklinken.
In der Summe ist „Mandy“ tolles Revenge-Kino mit einer interessanten Mischung aus aufwendigem Arthouse und dreckigem, aber hochwertigem Grindhouse – und Nic „Fucking“ Cage.
Mandy (2018)
Action, Horror, Thriller, Revenge, Cage
Regie: Panos Cosmatos
Buch: Panos Cosmatos (Drehbuch & Story), Aaron Stewart-Ahn (Drehbuch), Chris „Casper“ Kelly (Cheddar-Goblin-Werbung)
Darsteller: Nicolas Cage, Andrea Riseborough, Linus Roache, Bill Duke
Kinostart DE: 01.11.2018
Kinostart US: 14.09.2018
Heimkinostart DE: 22.11.2018
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Die Rechte an allen verwendeten Grafiken in diesem Artikel liegen bei Drop-Out Cinema
Wow! Das ist jetzt aber eine Überraschung! Ich wollte euch eigentlich schon in meinen Ordner mit den Geisterstadt-Blogs verlegen. Aber siehe da!
MANDY bzw. Nic Cage hat euch wieder aus dem Dornröschen-Schlaf wachgeküsst.
Ja, ich weiß. Timo und ich haben in den letzten Monaten sehr viel zu tun gehabt. Das wird sich nicht wirklich ändern, ich möchte jetzt aber wieder mehr für den Blog schreiben – als kreativer Ausgleich quasi. Mit Frauke haben wir zudem noch eine weitere Autorin gewinnen können. Danke, dass du unseren Blog liest. Ich hoffe, dir gefällt unser Geschriebsel.
Besten Gruß,
Lennart
Oh und noch zwei Sachen:
1. Sorry für die lange Schreib-Pause.
2. Nic Cage forever!
LG
Na wenn mir euer Geschreibsel nicht gefallen würde wäre ich doch gar nicht hier.
Nachdem der triste Alltagstrott auch bei mir immer mehr Lebens(frei-)zeit einfordert und die meisten meiner früheren Mitstreiter/schreiber unheilbar an einer schweren Form von „Vaterschaft“ erkrankt sind (sie fröhnten derartig verantwortungslos ihren ehelichen Pflichten das eine Infektion unvermeidbar war…), verwahrlost unser Blog nun auch schon seit einigen Jahren.
Traurig aber war. Die Freude die man einst zuvor noch als stolzer Besitzer einer eigenen freistehenden Reihenhaus-Bloghütte empfunden hat, weicht, sobald längere Schreibpausen eintreten, schleichend einer tiefen Traurigkeit gefolgt von kreativer Tristesse. Deswegen hört auf euch zu entschuldigen und schreibt um euer Leben! Erinnert euch meiner mahnenden Worte! Demütigst, euer Bartel