Schon vor vielen Jahren hat der ehemalige Splatter-König Peter Jackson sein Genre verlassen und inszeniert stattdessen haarige, unentwegt hungrige kleine Männer. Doch etwas Horror-Talent ist in Neuseeland noch übrig geblieben, wie „Housebound“ eindrucksvoll beweist. Kylie (Morgana O’Reilly) ist ein reichlich verzogenes Gör und nebenbei auch eine Kriminelle. Nach ihrem letzten Übergriff ist das Maß der Behörden voll und sie wird zu acht Monaten Hausarrest verurteilt. Zu allem Überfluss muss sie in das Haus ihrer Kindheit zurück, das von ihrer Mutter Miriam (Rima Te Wiata) und deren Lebensgefährten Graeme (Ross Harper) bewohnt wird. Als ob die angespannte Beziehung zwischen Mutter und Tochter nicht schon genug wäre, ist Miriam davon überzeugt, dass es in dem alten Haus spukt. Wie alles andere hält Kylie das natürlich auch für ausgemachten Blödsinn. Jedenfalls bis sie selber einige unheimliche Begegnungen erlebt.
Mit dem Grundgerüst von „Housebound“ hat sich Regisseur und Autor Gerard Johnstone also keine Muskel gezerrt, auch wenn es stellenweise herrlich erfrischend ist. Nicht nur haben wir hier eine weibliche Protagonistin, die nicht nur kein strohdoofes Supermodel, sondern sogar ein ziemliches Arschloch ist. Die giftige Ablehnung, mit der sie ihrem Sozialarbeiter Dennis (Cameron Rhodes), dem Sicherheitsbeamten Amos (Glen-Paul Waru) und natürlich ihrer Mutter anfangs begegnet, schafft ein gutes Fundament für einen ordentlichen Charakterbogen. Ein seltener Bonus im Horror-Genre.
Außerdem schafft der Film es tatsächlich, seine Zuschauer die meiste Zeit effektiv im Dunkeln zu lassen. Durch mehrere unerwartete Offenbarungen ist man sich nie ganz sicher, was im Film eigentlich passiert. Was anfangs wie eine herkömmliche Geister-Story anmutet, nimmt einige clevere Kurven und ist zwischenzeitlich absolut unvorhersehbar.
Was „Housebound“ auszeichnet, ist sein allgegenwärtiger Humor, der nicht nur im Drehbuch zu finden ist. Johnston lässt kaum ein Werkzeug ungenutzt, um seinen Film auch auf visueller und akustischer Ebene zu einem extrem unterhaltsamen und witzigen Stück zu machen. Dazu gehören ein dynamischer und kreativer Schnitt, entsprechende Kameraarbeit und schließlich die Verwendung der im Horror-Genre klassischen musikalischen Einsätze, die abwechselnd zur Erfüllung oder zur cleveren Umgehung der Erwartungen des Zuschauers dienen.
Natürlich wird auch auf die gelegentlichen Splatter- und Gruseleinlagen nicht verzichtet, allerdings sind sie um Einiges sparsamer und effektiver eingesetzt als in einem „Braindead“, der spätestens mit Einsatz des berüchtigten Rasenmähers sämtliche Vernunft über Bord wirft.
Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal eine so gelungene und runde Splatter-Komödie gesehen habe. Mit einer kompetenten aber trotzdem verspielten Inszenierung und einem Drehbuch, das mit den etablierten Konventionen und Klischees spielt, präsentiert Gerard Johnstone einen potentiellen Meilenstein und Kultklassiker des Genres.
7,5/10
Housebound
Komödie, Horror
Regie: Gerard Johnstone
Buch: Gerard Johnstone
Darsteller: Morgana O’Reilly, Rima Te Wiata, Glen-Paul Waru, Cameron Rhodes, Millen Baird
Kinostart DE: ??.??.???? (deutschlandweite Screenings im August/September auf dem Fantasy Filmfest)
Kinostart US: 17.10.2014
1 Kommentar zu “Housebound”