Vor zwei Jahren ließ der Holländer Alex van Warmerdam mit „Borgman“ einen enigmatischen, absurden und geradezu mythischen Mix auf die Welt los. In diesem Jahr ist er erneut Teil des Filmfest Hamburg, dieses Mal mit seiner Killer-Hatz „Schneider vs. Bax“. Hier lässt er zwar keine Mischung aus Vagabund und Natur-Dämon auf einen wohlhabenden Haushalt los, aber immerhin einen unmotivierten Auftragskiller auf einen unsympathischen Autor.
Sperrfeuer ins Nichts
Auf dem Papier sah „Schneider vs. Bax“ so gut aus. Der Auftragsmörder Schneider (Tom Dewispelaere), der seinen Geburtstag lieber mit Frau und Kindern verbringen würde, wird auf den grimmigen Autor und Stinkstiefel Ramon Bax (Alex van Warmerdam) angesetzt. Dieser würde den Tag lieber mit seiner depressiven Tochter verbringen, als das Opfer eines Killers zu werden. Das Duell der zwei Männer, die eigentlich überhaupt keinen Bock darauf haben, hätte ein weiteres Feuerwerk aus niederländischer Weirdness und haufenweise schwarzem Humor werden sollen. Idealerweise hätte die Handlung sogar höhere Gedankengänge ausgelöst, wie „Borgman“ es einst tat. Leider ist nichts davon der Fall, denn „Schneider vs. Bax“ ist frei von kreativen Einfällen und Spielereien, wie beispielsweise das wechselnde Opfer-Täter-Verhältnis des Vorgängers.
Der schwerwiegendste Makel, an dem Warmerdams Jüngster leidet, ist die totale Belanglosigkeit der Handlung. Hätte man aus den 96 Minuten Laufzeit eine Stunde entfernt, wäre das Ende des Films das Gleiche geblieben. Für eine absurd-komische holländische Freakshow wäre das nicht einmal schlimm gewesen, die Subplots des Films sind jedoch nicht annähernd absurd oder komisch genug, um die Existenz des Films zu rechtfertigen. Eine weitere Stütze wäre es gewesen, die Figuren so exzentrisch und überzogen daherkommen zu lassen, dass das alleinige Zusehen Spaß macht. Doch auch das ist nicht der Fall, weder Schneider noch Bax sind sonderlich sympathische oder gar charismatische Charaktere. Auch die großzügige Anzahl an Nebencharakteren kann während ihrer kurzen und belanglosen Auftritte nur schwer bei Laune halten.
Würde „Schneider vs. Bax“ nicht auf den großartigen „Borgman“ folgen, wäre das Katz-und-Maus-Spiel womöglich ein durchschnittlicher, harmloser Spaß. Im Vergleich zum Vorgänger jedoch ist Warmerdams neuester Auswurf jedoch ein Fehlgriff, der nicht nur zu zahm, sondern auch viel zu langweilig ist.
3/10
Schneider vs. Bax (2015)
Komödie
Regie: Alex van Warmerdam
Buch: Alex van Warmerdam
Darsteller: Alex van Warmerdam, Tom Dewispelaere, Maria Kraakman, Pierre Bokma, Annet Malherbe
Kinostart DE: –
Kinostart US: –
Heimkinostart DE: –
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