Vor drei Jahren hat „Kick-Ass“ von Regisseur und Drehbuchautor Matthew Vaughn viele überraschen können. Die Mischung aus Action, Comedy und Drama sowie das brilliante Cast (Nicolas Cage, Mark Strong, Chloë Grace Moretz, Aaron Taylor-Johnson) haben den Film zu einem unterhaltsamen, neuen Ansatz für einen Superhero-Streifen gemacht.
In „Kick-Ass 2“ will Chris D’Amico (Christopher Mintz-Plasse) für den Mord an seinem Vater (Mark Strong) an „Kick-Ass“ (Tyler-Johnson) rächen. Dazu wird er zum ersten Supervillain mit dem Alias „The Motherfucker“. Gleichzeitig versucht sich Mindy Macready (Moretz) angespornt von ihrem Ziehvater (Morris Chestnut) von ihrem zweiten Leben als Superheldin „Hit-Girl“ zu verabschieden und sich in die Gesellschaft, näher in die High School, zu integrieren. Im Gegensatz dazu möchte Dave Lizewski a.k.a. „Kick-Ass“ nicht mehr alleine und ohne konkreten Plan das Verbrechen bekämpfen. Deshalb trainiert er zunächst mit „Hit-Girl“ und schließt sich später einer Gruppe Freizeithelden unter der Leitung von „Colonel Stars and Stripes“ (Jim Carrey) an, die er seinerzeit selbst zum Vigilantentum inspiriert hat.
Leider kann der zweite Teil der Comicverfilmung in keiner Weise an den Überraschungserfolg von 2010 anknüpfen. Die merkwürdige Mischung aus ernsten Szenen, Humor und Gewaltspitzen haben nichts mehr mit „Kick-Ass“ zu tun und lassen den Zuschauer die gesamte Zeit mit einem unguten Gefühl dasitzen. Die näheren Gründe, warum der Film nicht gut ist, liefern die folgenden Punkte:
Punkt 1: Die Charaktere
Es fällt dem Publikum schwer, sich mit den Charakteren irgendwie einzulassen, geschweige denn sich mit ihnen zu identifizieren. Sie verwickeln sich im Zuge des Films in Widersprüche und sind oftmals viel zu bunt und extrem. Dieser (verzweifelte) Versuch Lacher zu erzeugen, ist selbst bei einer Comicverfilmung fehl am Platz. Dadurch wird eine unangenehme Atmosphäre kreiert, die bis hin zur Teilnahmslosigkeit führt.
Punkt 2: Die Mischung
Direkt daran anschließend ist auch die Mischung aus Gewalt, Humor und Ernsthaftigkeit merkwürdig abschreckend. Beispielsweise wird eine Vergewaltigungsszene(!) ins Lächerliche gezogen, ein paar Szenen weiter soll man mit dem (vermeintlichen) Opfer mitfühlen, was überaus schwer fällt.
Punkt 3: Der Bösewicht
Der Superschurke „The Motherfucker“ (Mintz-Plasse) ist quasi die Kulmination der beiden vorigen Punkte. Der Charakter ist vollkommen überzeichnet und widerspricht sich gefühlt in jeder dritten Szene. Von Anfang an agiert er trottelig und irrational, seine Charakterentwicklung ist entweder total unplausibel oder nicht vorhanden (das war – wie so vieles – nicht ganz ersichtlich). An die angst- und respekteinflößende Aura von Mark Strong als der irgendwie sympathische Mafia-/Drogenboss Frank D’Amico kommt sein Nachfolger in keiner Sekunde des Films heran. Und weil die Güte eines Superhelden-Streifens sehr vom Villain abhängt, fällt „Kick-Ass 2“ durch.
Punkt 4: Die Story / Das Writing
Die Story ist insgesamt ein chaotischer Haufen „Plot“, der einem – vor allem gegen Ende des Films – nie aus den Sitzen reißt. Hier bemerkt man auch das Fehlen von Matthew Vaughn als Screenwriter und Director. Zwar ist die stärkere Einbindung von Moretz ein guter Schritt, doch leider fehlt der rote Faden bzw. die wirkliche Konsequenz des Films. Die Freundin von „Kick-Ass“ aus dem ersten Teil (Lyndsy Fonseca) wurde beispielsweise vollkommen abrupt und schlecht rausgeschrieben, dass man sich nur noch die Augen reiben kann. Die Jokes und Gewaltspitzen zünden nur sehr selten und sind meist an den falschen Stellen des Streifens gesetzt, wodurch sich der Kinofan betreten am Kopf kratzt. Viele Plotpunkte wirken gezwungen und bringen keinen natürlichen Schwung in die Story, wie es noch beim ersten Teil der Fall war. Wer bis nach den Credits im Kinosaal bleibt, wird sogar noch auf einen dritten Teil „eingestimmt“, den niemand wirklich braucht.
Punkt 5: Alles zusammen
Alle Punkte zusammen machen das „Erlebnis“ für wahre Fans vom ersten „Kick-Ass“, Comicverfilmungen allgemein oder einfach nur für Cineasten eher zur Trauerfeier. Meist sind es nur Kleinigkeiten, die eine enorme Wirkung auf den Erfolg oder Misserfolg des Films haben. In „Kick-Ass 2“ sind es sogar größere Schnitzer, die zur Enttäuschung führen.
Ich kann „Kick-Ass 2“ leider, im Gegensatz zu vielen IMDB-Usern (Rating: 7,3) nicht empfehlen. Wem der erste Teil noch gefallen hat, wird sich zum Schluss bei genauer Beobachtung von den Machern im Stich gelassen fühlen. Das Fehlen von Matthew Vaughn, der dieses mal nur produziert hat, macht sich deutlich in der Struktur des Films bemerkbar. Sein ziemlich unbekannter „Ersatz“ auf dem Regiestuhl und vor dem Papier, Jeff Wadlow, bekommt zwar einen stilistisch hübschen Film hin (das war „Kick-Ass“ aber auch). Die schlechte Story und leeren Charaktere lassen „Kick-Ass 2“ jedoch auf einem niedrigen Niveau landen. Der Metascore von 41/100 dient dafür als Beispiel.
Eine interessante Anekdote ist, dass sich Jim Carrey im Nachhinein vom Film aufgrund seiner expliziten Gewalt entfernt hat. Etwas fadenscheinig, aber was solls?!
4,5/10
Kick-Ass 2
Action, Komödie
Regie: Jeff Wadlow
Buch: Jeff Wadlow, Mark Millar (Comic-Vorlage), John Romita Jr. (Comic-Vorlage)
Darsteller: Aaron Taylor-Johnson, Chloë Grace Moretz,Christopher Mintz-Plasse, Jim Carrey, Morris Chestnut
Kinostart DE: 15.08.2013
Kinostart US: 16.08.2013