Irgendwann zwischen seinem Karrieredurchbruch „Whiplash“ und seinem potenziellen Karrierekiller „Fantastic Four“ hat Miles Teller noch in einer kleinen Rom-Com mitgespielt. In „Two Night Stand“ werden Megan und Alec nach einem One Night Stand von einem Blizzard eingesperrt und wagen ein Experiment.
„Ich mache das zum ersten Mal…“
Für Megan (Analeigh Tipton) läuft es gerade alles andere als optimal. Sie ist arbeitslos mit einem Pre-Med-Abschluss, den sie niemals haben wollte. Ihr Verlobter hat sie betrogen, abgeschossen und für eine andere mit „mehr Ambitionen“ ersetzt. Jetzt gammelt sie ständig zuhause ohne irgendwelchen Elan herum und hat schon länger keinen Sex mehr gehabt. Ihre Mitbewohnerin Faiza (Jessica Szohr) bedrängt sie in Kooperation mit ihrem Freund Cedric (Scott Mescudi a.k.a. Kid Cudi) immer mehr sich einen Job zu suchen und sich vielleicht mal einem One Night Stand zu versuchen. Deshalb legt sich Megan ein Profil bei einem Online-Datingportal an, um sich einen Typen für eine Nacht zu suchen.
Alec (Miles Teller) ist der Glückliche, den Megan nach kurzem Rumgesuche für besagte Nacht ausgewählt, also macht sie sich auf den Weg zu seiner Wohnung am anderen Ende der Stadt. Schnitt und sie liegt am Morgen danach in seinem Bett, wacht auf und will sich schnellstmöglich sowie unbemerkt vom Acker machen. Alecs Hausalarm spielt da nicht mit, also muss sie sich tatsächlich mit ihrem vermeintlichen Einmal-Lover auseinandersetzen. Schnell ecken die beiden an und Megan will nichts lieber, als Alec und seine Wohnung verlassen. Nur blöd, dass ein ungeheurer Blizzard über Nacht New York überfallen hat und Megan wortwörtlich nicht die Haustür öffnen kann.
Jetzt muss sie den ganzen Tag mit Alec verbringen, was den beiden aber die Chance gibt, sich nochmal und besser kennen zu lernen. Nachdem sich die beiden ein wenig zusammengerauft haben, versuchen sie ein gewagtes Experiment: Mit ihren bisherigen Erfahrungen und konstruktiver Kritik wollen sie den mittelmäßigen Sex der letzten Nacht optimieren und somit den Two Night Stand zu einem Erfolg machen. Was folgt ist ein Wenig Gefühlsduselei, welche „Two Night Stand“ in eine Lovestory verwandelt.
Der letzte Akt
Wie es aussieht, war „Fantastic Four“ nur ein Ausrutscher für Miles Teller, der am besten schnell vergessen werden sollte. Denn insgesamt ist seine Leistung in „Two Night Stand“ ziemlich gut, genau wie auch Analeigh Tipton eine anständige Performance hinlegt. Beide Hauptcharaktere fühlen sich sofort an wie echte Personen, weshalb man sich auch für ihren Beziehung zueinander interessiert. Gerade die Chemie zwischen den beiden ist klasse, weil im Laufe des Filmes eine Entwicklung zu sehen ist. So sind die anfänglichen Kabbeleien zwischen den beiden nachvollziehbar und gut inszeniert. Sowieso macht das Drehbuch von Mark Hammer einen guten Eindruck und bringt einen frischen Wind in das Rom-Com-Genre, da vor allem auch der Humor klappt.
Auch Max Nichols liefert bei seinem Regiedebüt solide Arbeit ab. Dabei folgt der „Two Night Stand“ im Kern den gewohnten Konventionen des Genres, doch verpackt diese im Gegensatz zu vielen anderen in einem netten Paket. So mutiert der Film zu einem Kammerspiel mit zwei Darstellern. Und Kammerspiele können sehr gut sein.
So weit, so gut. Jedoch schafft es „Two Night Stand“ nach zwei guten und witzigen Dritteln nicht sein Niveau im Schlussakt zu halten. Denn hier verliert der Film in gewisser Weise seine Struktur, seinen roten Faden und seinen Kammerspielcharme. So fährt ein Wenig das Chaos in den Plot ein, weshalb die Szenen dann nicht mehr so ein Gewicht bekommen, wie sie es vorher noch hatten. Mit 86 Minuten Laufzeit wirkt die Komödie somit irgendwie entweder ein Ticken zu kurz oder zu lang.
Ein weiterer nerviger Punkt ist ein meiner Meinung nach unnötiger wie nerviger Charakter: Cedric, gespielt von Scott Mescudi, auch bekannt als der Rapper Kid Cudi. Generell bin ich nicht gegen Musiker, die sich an der Schauspielerei versuchen. In diesem Bereich gibt es ja einige gute Beispiele, nicht zuletzt Oscarpreisträger Jamie Foxx. Doch in „Two Night Stand“ hat es Mescudi ein ums andere Mal geschafft, mich zum Augenrollen und laut Seufzen zu bringen. In jeder Szene, die er behausen musste, war ein obligatorischer pseudo-ironischer Kommentar von Cedric notwendig. Wenn dies nur ein paar Mal passiert wäre, hätte man das verschmerzen oder sogar über die Sprüche lachen können.
Unter dem Strich findet man in „Two Night Stand“ eine solide romantische Komödie, die fein inszeniert und gespielt ist. Bis auf das letzte Drittel und ein nerviger Charakter, der aber zum Glück nicht ständig in Erscheinung tritt, bietet der Film gute Leistungen. Zudem ist „Two Night Stand“ wirklich schön gefilmt und geschrieben.
6,5/10
Da mir Concorde Home Entertainment ein Blu-Ray-Muster zugesendet hat, möchte ich dieses noch im zweiten Teil meiner Besprechung behandeln. Der Film erscheint am 27. August 2015 für die deutschen Heimkinos als Blu-Ray und DVD.
Das Bild:
An sich gibt es beim Bild keine Abzüge. In anamorphen 1080p-Full-HD kann die Blu-Ray mit einer satten Farbgebung glänzen. Der einzige und auch unnötige Aufreger ist die teilweise On-Screen-Übersetzung der Webseite bzw. des Online-Datingportals. Anstatt alles im englischen Original mit (oder ohne) Untertiteln zu belassen, wurde hier vereinzelt eingedeutscht. Vollkommen unsinnig meines Erachtens, so etwas stört und lässt einen für einen Moment aus dem Film aussteigen.
Der Ton:
Anders als das Bild kann man im Bereich der Vertonung die volle Punktzahl vergeben. Sowohl die Original- als auch die deutsche Synchro-Tonspur sind als DTS-HD Master Audio 5.1 vorhanden. Die deutschen Sprecher machen zudem ein insgesamt guten Job, obwohl nichts über OV geht. Zudem wurde mit einer optionalen deutschen Untertitelung auch an Hörgeschädigte gedacht.
Die Extras:
In der Sonderausstattung von „Two Night Stand“ findet man zunächst fünf Interviews mit den Darstellern Miles Teller, Analeigh Tipton und Jessica Szohr sowie dem Regisseur Max Nichols und Produzent Ruben Fleischer (u. a. Regisseur von „Zombieland“). Dazu darf man sich noch über eine kurze Featurette der Storyboard-Zeichnungen sowie den deutschen und den Original-Trailer freuen. Schließlich gibt es noch ein paar Programmtipps aus dem Katalog von Concorde Home Entertainment. In der Summe könnte es gerne auch etwas mehr sein, aber naja.
Das Fazit:
Insgesamt lohnt es sich allemal den Film anzuschaffen. Die Story ist niedlich und einigermaßen originell erzählt, obwohl sich der Schlussakt ein Wenig verliert. Auch die Leistungen von Miles Teller und Analeigh Tipton sind absolut solide. Der Umfang der Extras ist akzeptabel, einzig die saudumme und lückenhafte On-Screen-Übersetzung des Online-Portals stößt sauer auf. Wenn einen das nicht stört, ist „Two Night Stand“ eine nette Rom-Com mit einer interessanten Prämisse.
Two Night Stand (2015)
Comedy, Romance, Kammerspiel, Miles-Teller-Redemption
Regie: Max Nichols
Buch: Mark Hammer
Darsteller: Miles Teller, Analeigh Tipton, Jessica Szohr, Scott Mescudi
Kinostart DE: gab es nicht, gibt es nicht
Kinostart US: 26.09.2015
Heimkinostart DE: 27.08.2015
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