Nach etwa 8 Jahren ist im November 2014 mit „Asterix im Land der Götter“ („Astérix: Le domaine des dieux“) wieder ein Asterix-Film erschienen, wenn man die Realverfilmungen mal ausnimmt. Wohingegen sämtliche vorherigen Filme Zeichentrick waren, ist der neue Asterix ein vollwertiger Animationsfilm und beschreitet damit Neuland. Ich hab mir die Blu-Ray zu „Asterix im Land der Götter“ angeschaut und mir ein Bild darüber gemacht.
Zum Film:
Cesar und der große Plan
Der römische Kaiser hat die Schnauze voll: Gallien ist ein Schandfleck in seinem Reich, das er unbedingt loswerden will. Nach zahlreichen militärischen Versuchen, die allesamt aufgrund des Zaubertranks des gallischen Druiden Miraculix und der Intelligenz bzw. körperlichen Stärke der Protagonisten Asterix und Obelix vergebens waren, wählt Cesar dieses Mal eine ganz andere Taktik.
Anstatt seine Armee von den Galliern verkloppen zu lassen, soll eine neue römische Trabantenstadt – „Land der Götter“ getauft – außerhalb des Gallier-Dorfes die Ungewünschten vertreiben. Oder noch besser: Sie umpolen und in das römische Reich integrieren.
Nun wird der kleine Architekt Quadratus ins Feindesland geschickt, wo er den Bau der riesigen Wohnanlagen initiieren und überwachen soll. Davon bekommen Asterix, Obelix und Co. aber Wind und versuchen dieses Vorhaben zu sabotieren und damit zu unterbinden. Doch ein glücklicher Zufall kommt den Römern zugute, sodass die Anlagen gebaut werden und die ersten Zivilisten umgesiedelt werden. Die anfangs skeptischen Gallier finden schnell gefallen an den neuen Besuchern und den ungewohnten Lebensstil… bis auf Asterix, Obelix und sein kleiner Hund Idefix sowie Miraculix.
Asterix, aber anders
Als jemand, der die Asterix-Filme in seiner Kindheit (und bis jetzt) immer wieder geguckt und geliebt hat, ist der erste Animationsfilm zu den Comics René Goscinnys und Albert Uderzos etwas gewöhnungsbedürftig. Denn zum einen geht meiner Meinung nach der gewisse Charme, den der Zeichentrick der Asterix-Serie verliehen hat, verloren. Ein unfaires Beispiel, aber passendes, ist „Asterix erobert Rom“ („Les Douze Travaux d’Astérix“) aus 1976: Hier bekommt man den Eindruck, dass die Bilder des Films quasi direkt aus den Comic-Paneln gewonnen wurden und mit brillanter Schlüsselbildanimation zu beweglichen Bildern gemacht wurden. In „Asterix im Land der Götter“ wirken die Figuren ein Wenig zu poliert, beinahe wie Wachsfiguren. Es ist zwar noch Asterix, aber irgendwie anders.
Ähnliches gilt für die deutsche Synchronisation. Obwohl einige Sprecherstimmen wirklich gut ausgewählt wurden und den Vorbildern aus den ’60er- bis ’90er-Jahren sehr nahe kommen, gibt es auch einige Stimmen, die nicht so ganz mit der Kindheitsnostalgie koalieren. Wo Charly Hübner als Obelix nur etwas hohler als seine Originale klingt, hat die Synchronisation von Asterix wenig Gemeinsamkeiten mit den früheren Sprechern. Das ist in dem Sinne nicht wirklich verwerflich, da Milan Peschel in dieser Rolle einen wirklich guten Job macht. Doch für Asterix-Fans, die alle Zeichentrickfilme gesehen haben und die meisten davon auch als wirklich toll empfunden haben (Stichwort: „Asterix erobert Rom“ – eine klare 10).
Zum Ungewohnten, was für Kinder, Jugendliche und damit auch Eltern keine große Rolle spielen wird, kommen dann noch ein paar waschechte Kritikpunkte. Auf der einen Seite steht dabei die Übersetzung, was sich in diesem Falle nicht auf die Synchronisation bezieht. Denn hier wirkt die gewählte Sprache etwas zu modern für einen Asterix-Film. Beispielsweise fällt in einer Szene das Wort „Pussy“ (Jung für Schwächling, Schlappschwanz). Zwar waren Asterix, Obelix und Co. schon immer etwas für die ganze Familie und das Wording stark von der Entstehungszeit des jeweiligen Comics bzw. Filmes abhängig, doch derartige Sprüche gehören für mich nicht in einen Familienfilm für jedes Alter.
Der andere Punkt ist das Pacing von „Asterix im Land der Götter“: Mit 86 Minuten Laufzeit ist er der längste Zeichentrick- bzw. Animationsfilm bislang. Dem entsprechend merkt man auch die eine oder andere Länge. Im Vergleich dazu hat das Meisterstück „Asterix erobert Rom“ lediglich eine Spieldauer von 68 Minuten und hat einen perfekten Fluss.
Auf der Habenseite steht aber eine unterhaltsame Story mit den geliebten Charakteren, einige wirklich lustige und auch rührende Szenen und zu guter Letzt eine Prise Sarkasmus bzw. Gesellschaftskritik. Mit der Trabantenstadt werden nämlich das Zubauen von Urlaubsgebieten mit riesigen Hotels behandelt.
So kann sich „Asterix im Land der Götter“ nicht ganz mit seinen Zeichentrick-Vorbilder messen, doch unter dem Strich überzeugen. Alle bekannten Charaktere sind mit von der Partie, es gibt Römer-Kloppe, Dorf-Schlägerein und den Zaubertrank, der Humor stimmt, Wildschweine werden gejagt und Hinkelsteine geschmissen. Asterix bleibt Asterix und somit nach wie vor ein Spaß für die ganze Familie, egal ob jung oder alt.
Zur Blu-Ray:
Wie schon eingangs erwähnt, habe ich mir auch die Blu-Ray zu Gemüte geführt. Seit dem 21. August 2015 ist „Asterix im Land der Götter“ für die deutschen Heimkinosals DVD, Blu-Ray sowie 3D Blu-Ray erhältlich.
Das Bild:
Beim Bild darf man die volle Punktzahl geben. In 1080p-Full-HD und mit einem Bildverhältnis von 1,85:1 gibt es hier nichts zu beanstanden. Die Farbgebung ist absolut brillant und lässt keine Wünsche offen. Insgesamt also eine runde Sache.
Der Ton:
Auch im Bereich der Vertonung weiß die Blu-Ray zu überzeugen. Neben der französischen Originalton ist zudem natürlich die deutsche Synchronisation im 5.1 DTS-HD Master Audio vorhanden. Da dieser Film vor allem auf das jüngere Publikum zugeschnitten ist und ich selbst Asterix stets mit deutscher Synchro schaue, ist dies ein sehr wichtiger Punkt. Die Abmischung ist auch bei beiden Tonspuren wunderbar, die schöne Filmmusik kommt gut zur Geltung und die Dialoge sind stets verständlich. Außerdem bietet die Blu-Ray zwei Untertitelspuren auf Deutsch inkl. einer Spur für Hörgeschädigte.
Die Extras:
Das Zusatzmaterial ist für ein Standard-Release sehr üppig und interessant. An erster Stelle steht dabei ein knapp 14-minütiges Making-of auf Französisch mit deutscher Untertitelung. Des Weiteren hat die Blu-Ray eine etwa sechs Minuten lange Featurette zum Thema 3D-Animation, ein fast 20-minütiges Interview mit Comic-Autor Albert Uderzo und Regisseur Louis Clichy, der einst bei Pixar tätig war, sowie drei Storyboards zu entfallenen Szenen und drei Trailer zum Film. Die Krönung ist dann noch das Wendecover, mit dem das hässliche FSK-Siegel verschwindet.
Das Fazit:
Für jeden Asterix-Fan und Eltern kleiner bis jungendlicher Kinder ist die Anschaffung von „Asterix im Land der Götter“ für das heimische Filmregal eigentlich Pflichtprogramm. Obwohl es sich um ein ganz normales Paket handelt und nicht um die Collector’s Edition etc., hat die Blu-Ray viel zu bieten. Gerade die Extras sind eigentlich schon Kaufgrund genug.
Astérix: Le domaine des dieux (2014)
Asterix im Land der Götter
Animation, Comedy, Wachsfiguren
Regie: Louis Clichy, Alexandre Astier
Buch: Alexandre Astier, Jean-Rémi François, Philip LaZebnik, René Goscinny (Comicvorlage), Albert Uderzo (Comicvorlage)
Sprecher FR: Roger Carel, Lorànt Deutsch, Laurent Lafitte
Sprecher DE: Milan Peschel, Charly Hübner
Kinostart DE: 26.02.2015
Kinostart FR: 26.11.2014
Heimkinostart DE: 21.08.2015
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