Gut 20 Jahre hat es gedauert, bis endlich eine inoffizielle Fortsetzung zum großartigen „Groundhog Day“ ihren Weg ins Kino geschafft hat. Doch anders als in Bill Murrays Abenteuer mit dem titulären Murmeltier geht es in „Edge of Tomorrow“ um Einiges düsterer zu. In einer nicht all zu fernen Zukunft hat eine außerirdische Spezies die Erde gestürmt und es sich in Europa gemütlich gemacht. Der Film beginnt mit der Vorbereitung für den letzten großen Gegenschlag. In London sammeln die verbleibenden Streitkräfte der Menschen ihre Ressourcen und planen in bester Weltkriegs-Tradition einen Angriff auf die französische Küste.
Inmitten des Chaos ist auch der amerikanische Protagonist und Vorzeige-Offizier Bill Cage (Tom Cruise), der einen Platz an der Front ergattert hat. Leider läuft die Invasion nicht ganz nach Plan und der Hauptcharakter muss nebst vielen seiner Kameraden schon bald ins Gras beißen. Dank einer unheimlichen Begegnung der dritten Art ist es ihm jedoch vergönnt, den Tag seines Todes immer und immer wieder zu erleben. In seiner Rotation begegnet er nach kurzer Zeit der britischen Elite-Soldatin und Kampfmaschine Rita (Emily Blunt). Mit ihrer Hilfe versucht Bill, seine bizarre Situation zu entschlüsseln und ihr möglichst lebendig und erfolgreich zu entkommen.
Mit „Edge of Tomorrow“ startet nur eine Woche nach „X-Men: Days of Future Past“ der zweite Sommer-Blockbuster, der seine Story mit Zeitreise-Elementen würzt. Die Zeitschleife des Protagonisten ist allerdings nicht das einzige Ass im Ärmel der Drehbuch-Autoren. Der Film überrascht direkt zu Beginn mit der unerwarteten Charakterisierung des Hauptcharakters und ist durchweg mit vielen kleinen und großen Kurven und Twists gespickt, die sich erfolgreich um die Aufmerksamkeit des Publikums bemühen.
Der größte Pluspunkt sind ohne Zweifel die vielfältigen und kreativen Wege, die Regisseur Doug Liman („Mr. & Mrs. Smith“, „The Bourne Identity“) findet, um das Dilemma seiner Hauptfigur erzählerisch zu nutzen. An einem Ende des Spektrums ist ein trockener und effektiver Humor, der hauptsächlich durch gute Schnittarbeit erreicht wird und den Film ungemein bereichert. Am anderen Ende sind spärlich gesäte aber eindrucksvolle Charaktermomente, in denen vor allem Tom Cruise sich austoben und seine Qualitäten als Schauspieler präsentieren kann.
Trotz des flotten Tempos und der potentiell verwirrenden Story von „Edge of Tomorrow“ bleibt der rote Faden der Story stets im Blick. Ähnlich sieht es bei den Action-Sequenzen aus. Anders als in „The Bourne Identity“ verzichtet Doug Liman hier auf all zu wilde Kamera-Bewegungen und die gefürchtete Shaky-Cam und inszeniert das Chaos des Krieges so, dass es beim Zuschauer keinen Augenkrebs verursacht. Generell gibt es hier vom visuellen und technischen Standpunkt aus nicht viel zu bemängeln, besonders das Design der brandgefährlichen Aliens ist absolut gelungen.
Abzüge erntet der Film vor allem in seiner Auflösung, die in meinen Augen (und denen meiner Kinositz-Nachbarn) ohne Zweifel das unpassendste Ende für diese Art von Film ist und verhindert, dass er lange im Gedächtnis bleibt. Verglichen mit Tom Cruises letztem Ausflug ins Science-Fiction-Genre („Oblivion“) bietet „Edge of Tomorrow“ leider zu wenig schöne Bilder oder denkwürdige Charaktere, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Emily Blunt gibt nach „Looper“ erneut eine gute Leistung als forsche und trotzdem sympathische Soldatin, allerdings kommt ihr Charakter tragischerweise viel zu kurz.
Alles in Allem bietet die Verfilmung des japanischen Romans „All You Need is Kill“ ein (zunächst) cleveres und unterhaltsames Zeitreise-Szenario, gute Action-Sequenzen, eine gewohnt starke Leistung von Tom Cruise und zwei Stunden solide Unterhaltung. Die Schwächen im Drehbuch und vor Allem das desaströse Ende machen ihn leider etwas zu vergessbar.
7/10
Edge of Tomorrow
Action, Sci-Fi
Regie: Doug Liman
Buch: Christopher McQuarrie, Jez Butterworth, John-Henry Butterworth
Darsteller: Tom Cruise, Emily Blunt, Bill Paxton, Brendan Gleeson
Kinostart DE: 29.05.2014
Kinostart US: 06.06.2014