In wenigen Tagen ist es soweit, nach den Fantasy Filmfest Nights im vergangenen März stürmt jetzt die ausgewachsene Variante des Festivals die Nation. In diesem Jahr gibt es insgesamt 62 Filme aus den teilweise obskursten Genres zu sehen.
Für die ganz Uneingeweihten, die bei dem Wort „Filmfestival“ an rote Teppiche, High Society, Berlinale und belgisch-südafrikanische Koproduktionen von Dramen über querschnittsgelähmte Welpen denken, möchte ich eine kleine Nachhilfe anbieten.
Was ist das Fantasy Filmfest?
Anders als die großen internationalen Festspiele in Cannes oder Berlin trägt das Fantasy Filmfest die Bezeichnung eines „Genre-Filmfestivals“. Während sich „reguläre“ Festivals also dem gesamten Spektrum der Filmwelt widmen und Wert auf eine möglichst hohe Qualität setzen (was Beiträge aus dem Horror/Sci-Fi-Bereich leider zu oft ausschließt), spezialisiert sich das Genre-Festival auf eine bestimmte Gruppe von Filmen, besser gesagt auf bestimmte Filmgenres. Im Fall des Fantasy Filmfests handelt es sich dabei im Kern um die Genres Horror, Thriller, Mystery, Action und Science-Fiction.
Seit seiner Gründung im Jahr 1987 in Hamburg hat sich das Fantasy Filmfest zu einem der größten und wichtigsten Festivals seiner Art entwickelt, und das nicht nur in Deutschland sondern auch weltweit. Inzwischen feiern international heiß erwartete Filme hier ihre Deutschland-, Europa- oder sogar Weltpremiere. Nicht selten sind Schauspieler, Regisseure und Produzenten der gezeigten Filme zu Gast, um sie zu präsentieren.
Zum Profil des Fantasy Filmfests gehören nicht nur der festivalübliche Eröffnungsfilm (in diesem Jahr „The Rover“) und Abschlussfilm („Life After Beth“), sondern auch ein so genanntes Centerpiece („What We Do in the Shadows“), ein Director’s Spotlight („Among the Living“) und ein besonderes Event mit dem Namen Beat the Silence, in dessen Rahmen dieses Jahr erstmalig ein klassischer Horrorfilm in schwarz/weiß und mit musikalischer Untermalung vorgeführt wird. Erstes Exemplar dieser Reihe ist der französische „The Fall of the House of Usher“ von 1928.
Ein Wettbewerb mit dem Namen Fresh Blood zeichnet die beste Arbeit eines Erstlings- oder Zweitlingsregisseurs aus, in 2014 nehmen 10 Filme am Rennen teil. Abgestimmt wird vom Publikum. Zwei weitere Programmreihen konzentrieren sich auf die auffälligsten/besten Werke aus dem asiatischen Raum (Focus Asia) sowie auf blutigen, trashigen Spaß zur Geisterstunde (Midnight Madness). Die meisten Filme des Programms (etwa die Hälfte) laufen in der Reihe Selected Features, deren Aufgabe es ist, die besten internationalen Beiträge der Horror/Thriller/Sci-Fi-Genres sowie benachbarten Kollegen zu zeigen.
Egal ob sich auf einem Filmfestival die großen Dramen der menschlichen Verfassung abspielen oder am laufenden Band Zombies zerschnetzelt werden, die Absicht ist die selbe. Es ist ein Geschenk an Fans und Filmschaffende zugleich, eine Zelebration der internationalen kreativen Talente und ein beinahe religiöses Erlebnis für Filmfanatiker wie mich.
Das Fantasy Filmfest tourt seit vielen Jahren durchs Land, aktuell macht es in sieben deutschen Großstädten halt. Der Plan für 2014 sieht wie folgt aus:
Berlin: 27.08.14 – 07.09.14
Frankfurt: 28.08.14 – 08.09.14
Stuttgart: 03.09.14 – 14.09.14
Nürnberg: 03.09.14 – 14.09.2014
München: 08.09.14 – 19.09.14
Hamburg: 08.09.14 – 19.09.14
Köln: 10.09.14 – 21.09.14
Warum sollte man auf das Fantasy Filmfest stolz sein?
Wer sich gerne Filme der etwas härteren Gangart zu Gemüte führt, wird genau wissen, wie schwer man es in den letzten Jahrzehnten in Deutschland teilweise hatte und immer noch hat. Was die Zensur von gewalttätigen und gewalt“verherrlichenden“ Filmen angeht, ist unsere Nation seit vielen Jahren sehr weit vorne. Selbst erwachsenen und angeblich mündigen Bürgern wurde es im Namen des Jugendschutzes zum Teil deutlich erschwert, an ungekürzte, ordentliche Filmversionen heranzukommen.
Im Regelfall müssen Filme, die in Deutschland im Kino oder auf DVD/Blu-Ray veröffentlicht werden, sich einer Prüfung durch die FSK unterziehen. Erst nachdem die FSK (oder im Zweifelsfall andere Prüfungskommissionen) den Film abgesegnet und für die entsprechende Altersklasse empfohlen haben, kann in Deutschland die Auswertung eines Filmes starten. Für eine Vorführung im Rahmen eines Festivals gilt diese eiserne Regel nicht. Also ist eine solche Veranstaltung für einige der heikleren Filme die beste und vermutlich einzige Möglichkeit, ein deutsches Kinopublikum zu erreichen. Hinzu kommt die Tatsache, dass eine Festivalvorführung für einen Filmverleiher unendlich einfacher und günstiger ist.
Alles in allem hat sich das Fantasy Filmfest also als feste Größe für die ehemals (oder immer noch) von Zensur und Bevormundung geplagte deutsche Bevölkerung entwickelt, vor allem für all jene, die sich gerne etwas „speziellere“ Kost zu Gemüte führen.
Was gibt’s dieses Jahr Schönes?
Das mit Abstand Schönste ist, dass ich in diesem Jahr zum ersten Mal im großen Stil das Festival besuchen werde und eine Wagenladung von Filmen sehen kann. Die Eindrücke werden selbstverständlich in Form von Reviews hier im Blog festgehalten. Außerdem arbeiten wir mit dem Horrorblog Filmchecker zusammen, in dem einige meiner Texte erscheinen werden.
Aus dem 62 Filme starken Programm habe ich 10 Kandidaten herausgesucht, auf die ich mich am meisten freue. Welche sind es? Warum sind sie so vielversprechend? Auf geht’s:
The Rover
Was passiert?
Die Wirtschaft ist zusammengebrochen und menschliche Zivilisation hat sich größtenteils aufgelöst. Eric (Guy Pearce) trottet einsam durch die verlassenen Landschaften, als er auf eine Gruppe Banditen trifft, die ihm eines seiner letzten Besitztümer stehlen. Einer der Banditen (Robert Pattinson) bleibt zurück und wird kurzerhand von Eric rekrutiert, um seine Kollegen zu verfolgen und Erics Besitz zurückzuerobern.
Warum muss ich den sehen?
Wer sich im Filmbereich etwas auf dem Laufenden hält, hat bereits im Frühling von „The Rover“ gehört. Der zweite Film von Regisseur David Michôd, der auch am Drehbuch mitgewirkt hat, feierte nämlich während des weltweit größten und berühmtesten Filmfestivals in Cannes seine Premiere. Viel interessanter als seine Teilname am prestigeträchtigen Festival ist allerdings das Setting des Films. Vor der Kulisse eines weltweiten Kollaps schickt „The Rover“ seine Figuren in bester „Mad Max“-Manier durch ein verwüstetes Australien. Guy Pearce, dem die Rolle des Eric angeblich auf den Leib geschrieben wurde, hat nach seiner „Rolle“ im dritten „Iron Man“ endlich wieder Arbeit gefunden und bemerkenswert soll auch die Leistung von Robert Pattinson sein, der sich mit Rollen wie dieser oder der im kommenden „Maps to the Stars“ endgültig vom Twilight-Fluch losreißen dürfte.
(Berlin – 27.08./30.08., Frankfurt – 28.08./01.09., Stuttgart – 03.09., Nürnberg – 03.09./12.09., München – 08.09./13.09., Hamburg – 08.09./15.09., Köln – 10.09.)
The Babadook
Was passiert?
Die frisch verwitwete Mutter Amelia (Essie Davis) hat Probleme, sich mit ihrem Leben und der Erziehung ihres Sohnes Robbie (Daniel Henshall) zurechtzufinden. Erschwert wird dies zusätzlich, als die Beiden auf Mr. Babadook treffen, eine Schreckensfigur in einem Kinderbuch. Mit großem Schrecken klappt Amelia das Buch zu, doch offensichtlich lässt Mr. Babadook sich nicht so schnell vertreiben, sobald er sich im Kopf eingenistet hat.
Warum muss ich den sehen?
„The Babadook“ scheint ein erstklassiges Beispiel für die unterschätzte Vielfalt des Horrorgenres zu sein. Es fällt leicht, ihn wegen der Mutter-Kind-Beziehung und der Kinderbuch-Thematik in den Augenwinkel zu verbannen, aber wenn man den Reaktionen auf die bisherigen Vorführungen Glauben schenkt, hat er seinen Platz im diesjährigen Lineup mehr als verdient. Beworben wird der Film nicht als matschiger und expliziter Schocker, sondern als psychologische Foltertour, der seine Schlüsselmomente eher mit Subtilität als mit Holzhammer erzeugt. Das Debüt der australischen Regisseurin und Autorin Jennifer Kent mag auf einem Horrorfestival etwas ungewöhnlich sein, aber scheint vor Potential überzulaufen.
(Berlin – 28.08./31.08., Frankfurt – 01.09., Stuttgart – 09.09., Nürnberg – 04.09., München – 12.09., Hamburg – 14.09., Köln – 20.09.)
Metalhead
Was passiert?
In einer isländischen Familie geschieht eine schreckliche Trägodie. Alle Familienmitglieder flüchten sich in unterschiedliche Methoden, um mit der Trauer klar zu kommen. Im Mittelpunkt des Films steht Tochter Hera (Thora Bjorg Helga), die ihren Kummer fortan mit der aggressiven und lauten Musik bekämpft, die gemeinhin als Metal bezeichnet wird.
Warum muss ich den sehen?
Inzwischen haben sich die filmischen Visionäre aus Fernost mit ihren schrägen und schrecklichen Kreationen längst als Dauergäste auf derartigen Festivals etabliert. Insofern ist „Málmhaus“, so der isländische Originaltitel, vermutlich einer der wirklichen Exoten des Festivals. Der Film, der am ehesten mit dem Stempel „Drama“ beschrieben wird, wirkt zwischen seinen vielfältigen Nachbarn wie ein besonders bunter Hund. Und trotzdem freue ich mich wahrscheinlich bei keinem Film so sehr über die Teilnahme wie bei diesem hier. Auch wenn „Metalhead“ nicht durch Exzesse von psychologischer oder physikalischer Gewalt aufwarten kann, wirkt die Geschichte eines Mädchens, das sich in eine von der Gesellschaft als unfeine und gar störend angesehene Kunstform verliebt, wie ein absoluter Volltreffer für das Fantasy Filmfest.
Und falls das nicht reicht wird es als Vorfilm einen Videoclip des polnischen Metal-Ungeheuers Behemoth zu genießen geben!
(Berlin – 06.09., Frankfurt – 03.09., Stuttgart – 09.09., Nürnberg – 13.09., München – 16.09., Hamburg – 17.09., Köln – 16.09.)
Faults
Was passiert?
Einst war Ansel Roth (Leland Orser) ein Experte wenn es um Sekten und die Rettung und Umprogrammierung ihrer hirngewaschenen Opfer ging. Widrige Umstände haben ihn nun zu Armut und Verzweiflung getrieben. Seine vermutlich letzte Hoffnung ist ein verzweifeltes Elternpaar, das ihn damit beauftragt, die Tochter Claire (Mary Elizabeth Winstead) aus den Klauen der „Faults“-Sekte zu befreien und wieder in die Realität zurückzuholen. Ansel entführt die junge Frau, sperrt sie in einem Motelzimmer ein und beginnt seine Prozedur.
Warum muss ich den sehen?
Hierbei handelt es sich um das Debüt des Autors und Regisseurs Riley Stearns. In seinem ersten Stück verbaut er allerdings schon mehr interessante Bausteine als andere Filmemacher in ihren kompletten Karrieren. Zunächst einmal wirkt der Plot des Films unglaublich frisch und originell. Dazu kommt der Kammerspiel-Charakter des Films, der zusammen mit dem angeblich sehr starken Drehbuch unglaublich vielversprechend ist. Zu guter Letzt haben wir die Besetzung. Mary Elizabeth Winstead als verblendetes Sektenopfer, das sich ein anspruchsvolles, psychologisches Duell liefert ist etwas, das ich so schnell wie möglich sehen möchte. Geheimwaffe ist aber Leland Orser. Der Kalifornier fristet seit Jahren ein Dasein als typischer Nebendarsteller, der zwar oft auftaucht und Filme bereichert, aber immer einen Schritt neben dem Rampenlicht steht. In „Faults“ wird ihm eine Chance als Hauptdarsteller gegeben und ersten Berichten zufolge beherrscht er seine Rolle komplett. Hätte diese Liste eine spezifische Reihenfolge, stünde „Faults“ SEHR weit oben.
(Berlin – 02.09., Frankfurt – 03.09., Stuttgart – 09.09., Nürnberg – 08.09., München – 17.09., Hamburg – 12.09., Köln – 16.09.)
The Voices
Was passiert?
Mit dem Fabrikarbeiter Jerry Hickfang (Ryan Reynolds) stimmt etwas nicht. Er kann seine Haustiere Mr. Whiskers (gesprochen von Ryan Reynolds) und Bosco (gesprochen von Ryan Reynolds) hören und mit ihnen kommunizieren. Leider sind die Ratschläge, die die Beiden ihm geben, nicht ganz unbedenklich. Bald gerät Jerry in den Verdacht, etwas mit dem Unfalltod eines Kollegen zu tun zu haben.
Warum muss ich den sehen?
Ein autobiographischer Animationsfilm und ein rührendes Märchen über einen verbitterten Violinisten. Wo soll man als Filmemacher danach hin? Für die französisch-iranische Regisseurin Marjane Satrapi war die Entscheidung einfach. Nach „Persepolis“ und „Poulet aux Prunes“ präsentiert sie einen eiskalten Genremix. Irgendwo zwischen Komödie, Krimi und Drama spielt sich „The Voices“ ab. Ein heikler und ambitionierter Cocktail, in dem Frau Satrapi eine Vielzahl von konträren Stimmungen balancieren muss. Ich bin extrem gespannt, was die absolut talentierte Filmemacherin daraus schnitzt. Außerdem freue ich mich natürlich auf den Auftritt von Ryan Reynolds, der sich nach „Buried“ hier erneut einen Ausflug von großmauligen und flachsinnigen Hollywood-Produktionen gönnt und ebenso wie seine Regisseurin etwas Neues zu probieren scheint.
(Berlin – 28.08., Frankfurt – 02.09., Stuttgart – 11.09., Nürnberg – 13.09., München – 11.09., Hamburg – 11.09., Köln – 15.09.)
It Follows
Was passiert?
Bei einer flüchtigen Begegnung tut die 19-jährige Jay etwas, was für ihr Alter sehr gewöhnlich ist. Weniger gewöhnlich sind allerdings die Folgen, die der sexuelle Kontakt nach sich zieht. Sie wird durch ihre Entjungferung mit einer Art Fluch belegt, vor dem sie fortan davonläuft.
Warum muss ich den sehen?
Teenager können ihre Genitalien nicht unter Kontrolle halten und müssen ihre Wollust teuer bezahlen. Dieses ungeschriebene Gesetz propagiert der amerikanische Horrorfilm bereits seit Jahren. Dass ein solcher Horrorfilm allerdings an der Woche der internationalen Filmkritik während des Filmfestivals in Cannes teilnimmt, kommt nicht besonders oft vor. Mit „It Follows“ hat der Amerikaner David Robert Mitchell einen frischen Horrorfilm gedreht, über den die Welt seit vielen Monaten spricht. Ich bin gespannt, mit welchen Mitteln Mitchell dieser ausgelatschten Prämisse frischen Wind eingehaucht hat.
(Berlin – 30.08./06.09., Frankfurt – 02.09., Stuttgart – 05.09., Nürnberg – 05.09., München – 15.09., Hamburg – 09.09., Köln – 13.09./16.09.)
Housebound
Was passiert?
Kylie Bucknell (Morgana O’Reilly) war unartig und wird von einem Gericht zum Hausarrest verurteilt. Besagtes Haus ist ihr Elternhaus, in das sie gegen ihren Willen zurückkehren muss. Dass ihre redselige und leicht exzentrische Mutter in den Mauern des Hauses einen Geist vermutet, nervt Kylie gehörig. Bis sie eines Tages selber unheimliche Geräusche und Ereignisse vernimmt.
Warum muss ich den sehen?
Als Faustregel gilt „Haunted House geht immer.“. In einer Ära, in der Found-Footage-Experimente den populären Horrormarkt überschwemmen wird es Zeit, mal wieder einen Film mit der zeiterprobten Prämisse eines verspukten Hauses zu sehen. „Housebound“ kommt den weiten Weg aus Neuseeland und verspricht, ein lustiges, gruseliges und vor allem blutiges Stück zu werden.
(Berlin – 05.09., Frankfurt – 07.09., Stuttgart – 11.09., Nürnberg – 11.09., München – 11.09., Hamburg – 16.09., Köln – 18.09.)
Among the Living
Was passiert?
Drei Kinder entscheiden sich, den Weg zur Schule einzusparen und stattdessen einen verlassenen Freizeitpark inmitten eines Waldes zu erkunden. Ihr Abenteuer schlägt eine ungeahnte und unangenehme Kurve ein, als sie einen maskierten Mann entdecken, der eine Frau hinter sich her zieht.
Warum muss ich den sehen?
Mit „Inside“ und „Livid“ hat sich das Regie-Duo bestehend aus Alexandre Bustillo und Julien Maury einen Platz an der Spitze des französischen Horrorkinos gesichert. Ihr dritter Film zieht seit März eine Schneise der Verwüstung durch die weltweiten Festivals und wird als albtraumhafter Horrorthriller gefeiert. Im August und September kommt er in Deutschland an, wo er das Fantasy Filmfest als „Director’s Spotlight“ ziert. „Among the Living“ (im Original „Aux yeux des vivants“) könnte der kompromissloseste und zumindest psychologisch härteste Film des diesjährigen Programms sein.
(Berlin – 05.09., Frankfurt – 07.09., Stuttgart – 06.09./12.09., Nürnberg – 06.09./10.09., München – 13.09./19.09., Hamburg – 12.09./19.09., Köln – 14.09./17.09.)
Coherence
Was passiert?
Was genau in „Coherence“ passiert, möchte Niemand verraten. Acht Freunde treffen sich zum Abendessen. Eine „astronomische Anomalie“ findet statt und eine Kette von seltsamen Ereignissen wird losgetreten.
Warum muss ich den sehen?
Wie schon der Zeitreise-Meilenstein „Primer“ scheint „Coherence“ eine simple aber unendlich einfallsreiche Puzzle-Box zu sein. Kritiker bezeichnen den Film als einen der effektivsten Mindfuck-Filme der letzten Jahre, der seine Rahmengeschichte aus Freundschaften und Beziehungen als Sprungbrett nutzt, von dem er sich in einen Strudel aus philosophischen und physikalischen Phänomenen stürzt. Derart ambitioniert sind nur wenige Filme, und „Coherence“ hat es allem Anschein nach sogar zufriedenstellend umgesetzt. Zusammen mit „Faults“ an der Spitze meiner „Most Wanted“-Liste.
(Berlin – 29.08., Frankfurt – 06.09., Stuttgart – 10.09., Nürnberg – 10.09., München – 09.09., Hamburg – 15.09., Köln – 17.09.)
Under the Skin
Was passiert?
Ein außerirdisches Wesen nimmt die überaus ansprechende Form von Scarlett Johansson an und schleicht durch Schottland auf der Suche nach Männern, die es konsumieren kann. Nach einer Reihe von unerwarteten Ereignissen gerät die Entschlossenheit und Effizienz des Aliens ins Wanken.
Warum muss ich den sehen?
(Fast) überall auf der Welt läuft oder lief „Under the Skin“ bereits im Kino. Deutschland bildet, wie leider viel zu oft, das Schlusslicht. In diesem Fall reichte es sogar, aufgebrachte Cineasten zu einer Unterschriften-Aktion auf Facebook anzustiften, um den Film in die deutschen Kinos zu bringen. Die Mühe war vergebens, und der Film wird nur in die Heimkinos des breiten Publikums gebracht. Als letzte Rettung des stillen Sci-Fi-Films ist das Fantasy Filmfest eingesprungen, das „Under the Skin“ doch noch auf die hochverdiente Leinwand bringt, auch wenn es nur 14 Vorführungen bundesweit sind. Also, warum kommt ein universell hochgelobter Film, der eine der attraktivsten, fähigsten und gefragtesten jungen Schauspielerinnen in der Hauptrolle hat, nicht ins Kino?
Weil er gut ist. Sehr gut sogar. „Under the Skin“ erinnert mit seiner Inszenierung, die fast gänzlich auf Dialoge und Worte verzichtet, an Ikonen wie „2001: A Space Odyssey“. Doch hier liegt auch das Problem. Wie vermarktet man einen Film, der sich komplett zwischen den Zeilen abspielt, an das verdummte Generalpublikum, das sämtliche Handlungen nur vorgekaut akzeptiert?
„Under the Skin“ reißt vielleicht keine ähnlich fundamentalen Töne an wie manche Genre-Kollegen, aber es ist einer der visuell einzigartigsten und bemerkenswertesten Science-Fiction-Filme der letzten Jahre. Falls man sich auch nur entfernt für solch Material interessiert, ist der Besuch von einer der 14 Vorführungen absolute Pflicht.
(Berlin – 01.09./03.09., Frankfurt – 01.09./03.09., Stuttgart – 04.09./12.09., Nürnberg – 04.09./05.09., München – 16.09./17.09., Hamburg – 11.09./16.09., Köln – 11.09./20.09.)
Da sind sie, meine 10 meisterwarteten Filme des diesjährigen Fantasy Filmfests. Weitere Informationen über die Filme, die Festivalkinos, den Vorverkauf und andere interessante Sachen könnt ihr auf der offiziellen Seite einholen. Ansonsten haltet die Augen offen, in den nächsten Tagen werde ich etliche Kritiken zu den Filmen veröffentlichen.