In Zeiten des unsäglichen Torture-Porn-Genres, das die Darstellung von grotesker Gewalt allmählich ins Lächerliche gezogen hat, kommt es nicht mehr besonders oft vor, dass man sich in einem Kinosessel tatsächlich mit verzogener Miene vom Gesehenen abwendet. Das letzte Mal, dass mir etwas Derartiges passiert ist, war beim Screening von „The ABCs of Death“ im vergangenen Jahr. Die Sammlung aus 26 Kurzfilmen ist eine bunt gemischte Tüte aus dem unnützesten Müll und den kreativsten Ideen, aber eine kleine Handvoll Kurzfilme sticht dabei heraus. Dazu gehört vor allem das Segment mit dem Titel „Libido“, vom indonesischen Regisseur Timo Tjahjanto. Selten habe ich eine so zornige, rücksichtslose und ultimativ gewagte Darstellung von Perversion gesehen.
Zusammen mit seinem Kollegen Kimo Stamboel hat Tjahjanto sich jetzt zum zweiten Mal (nach „Macabre“) für einen Spielfilm zusammengetan. Erzählt wird in „Killers“ sinnvollerweise die Geschichte zweier Mörder. Anders als man nach den bisherigen Arbeiten der Regisseure erwarten könnte, handelt es sich bei ihrem neuen Film tatsächlich um mehr als eine Aneinanderreihung von saftigen Szenen. Anhand der verschiedenen Motivationen fürs Töten untersuchen sie die jeweiligen psychologischen Konsequenzen. Dazu kommt in mehr oder weniger subtilen Untertönen eine Snuff-Thematik hinzu, die selbstverständlich eine kritische Auseinandersetzung mit dem Voyeurismus der Akteure (sowohl auf als auch vor der Leinwand) ist.
„Killers“ ist ein schneller und effektiv inszenierter Thriller, der sich durch seine Überlänge (137 Minuten) leider gelegentlich etwas ausbremst. Dass man ob der immer drastischeren Mordszenen früher oder später den Bezug zu seinen Hauptcharakteren komplett verliert, tut dem Film ebenfalls nicht gut. Trotzdem ist er ein stilvoller, „schön“ inszenierter Film, der neben gemäßigten Mengen an Kunstblut auch eine überraschende Menge an Hirn im Gepäck hat.
7/10
Meine ausführlichere Kritik zu „Killers“ erschien bei Filmchecker
Killers
Horror, Thriller
Regie: Timo Tjahjanto, Kimo Stamboel
Buch: Takuji Ushiyama, Timo Tjahjanto (Story, Drehbuch)
Darsteller: Oka Antara, Rin Takanashi, Kazuki Kitamura, Luna Maya
Kinostart DE: ??.??.???? (deutschlandweite Screenings im August/September auf dem Fantasy Filmfest)
Kinostart US: ??.??.????