Wir sind im feudalen China und irgendwo gibt es eine große Kiste voll mit Gold. „The Man with the Iron Fists“ zeigt uns die Auseinandersetzungen der zahlreichen Parteien, die an besagter Kiste interessiert sind. Nach einigen Szenen (zum Teil mit Dialog) und noch mehr physikalisch unplausiblen Kampfsequenzen treffen sich die Charaktere(?) des Films in einem kleinen Dorf und bringen sich so lange um, bis kaum noch jemand steht.
In einer kleinen Nebenstraße der Handlung lernen wir nach gut der Hälfte der Laufzeit etwas mehr über die Person, die allem Anschein nach der Protagonist sein soll. Der namenlose Schmied, gespielt von Rapper RZA (der sich auch für Drehbuch und Regie verantwortlich zeigt) hat die Nase gestrichen voll von seinem Dasein als Hersteller von Todeswerkzeug, also spart er eisern seinen Verdienst um mit seiner Frau in Richtung grünerer Wiesen zu flüchten. Leider gerät er ins Kreuzfeuer von mehreren chinesischen Klans, dem Prinzen eines chinesischen Klans, einer chinesischen Bordellchefin (eindrucksvoll verkörpert von Lucy Liu), etlichen chinesischen Prostituierten, einem Golem aus Messing und natürlich Russell Crowe, der eigentlich nur ruhige Flitterwochen mit seinem Messer verbringen will.
Die Weichen zum Anfang des Films stehen gut. Der erste Name der über die Leinwand flimmert ist immerhin Quentin Tarantino. Leider beschränkt sich sein Beitrag zum Film aber auf einen „Presented by“-Credit und die Finesse mit der Tarantino in „Kill Bill Vol. 1“ das Asien-Thema interpretiert hat kommt hier kaum zum Vorschein und die einzige Gemeinsamkeit der beiden Filme bleiben die (eher spärlich gesäten) Gewaltspitzen und Kampfszenen.
Die Idee von Musiker/Regisseur/Autor/Hauptdarsteller RZA war es offensichtlich, das Setting des historischen China mit einem modernen und etwas mehr afroamerikanisch angehauchtem Geist zu kombinieren, was er auch ohne Rücksicht auf Verluste durchzieht. Resultat der Mühe ist eine bunte Mischung aus allerlei Komponenten. Wir haben Kampfszenen die den asiatischen Regeln der Physik (sprich: gar keinen) folgen, unterlegt mit einer wechselhaften Musik die größtenteils aus HipHop besteht, wir haben einen neuseeländischen Briten der uns stellenweise an einen Gladiator erinnert, und selbstverständlich haben wir asiatische Klans und Soldaten, die akzentfreies Englisch beherrschen.
Bleibt man etwas streng handelt es sich bei „The Man with the Iron Fists“ sicherlich um einen der schlechtesten Filme des Jahres 2012 (immerhin das Jahr in dem „The Three Stooges“ auf die Menschheit losgelassen wurde). Kaum etwas stimmt hier, das Second-Hand-Drehbuch macht selten Sinn und viele Szenen sind schmerzhaft belanglos. Erfahrene und brauchbare Schauspieler wie Russell Crowe und Lucy Liu genießen sichtlich ihren Urlaub, während RZA daneben eher wie ein Fahrschüler wirkt. Einige magere Pluspunkte für die Optik und die Kameraarbeit kann man ohne schlechtes Gewissen vergeben, immerhin tun nach der Sichtung zwar die Seele und das Hirn weh, nicht aber die Augen.
Trotz dem Berg an vernichtender Kritik muss ich mit einer Beichte abschließen: Nicht oft habe ich in der jüngeren cineastischen Vergangenheit so viel Spaß bei einem Film gehabt. Obwohl man eher über als mit dem Film lacht treiben einen der hochkonzentrierte Schwachsinn und die komisch-dilletantischen Auftritte einiger Darsteller hin und wieder an den Rand der Inkontinenz und machen den Film überraschend kurzweilig.
Natürlich kann ich den Film nicht uneingeschränkt empfehlen, aber für hartnäckige HipHop- oder Kung-Fu-Film-Fans und den kleinen Kino-Masochisten in uns (jeder hat einen kleinen Kino-Masochisten in sich) bietet „The Man with the Iron Fists“ anderthalb Stunden Urlaub von der grauen und traurigen Welt da draußen.
3/10
The Man with the Iron Fists
Action
Regie: RZA
Buch: RZA, Eli Roth
Darsteller: RZA, Russell Crowe, Lucy Liu, Dave Bautista
Kinostart DE: 29.11.2012
Kinostart US: 02.11.2012