Zunächst hatte ich sie gar nicht auf dem Zettel, die millionenschwere Materialschlacht des Kinosommers 2013. Nach dem Trauma, das die „Transformers“-Reihe in meiner Seele hinterlassen hat, war ich einfach nicht bereit, 10 meiner hart verdienten Euro auszugeben um mir erneut eine überdimensionierte Roboterklopperei anzusehen. Nachdem die ersten Reviews im Internet aufgetaucht sind, musste ich diese Meinung überdenken. „This is Guillermo del Toro knocking at the doors of legend“ ist nur Eines von vielen, sehr enthusiastischen Zitaten zu „Pacific Rim“. Dazu kommt der gute Ruf des mexikanischen Regisseurs Guillermo del Toro, der unter anderem die beiden „Hellboy“-Filme, „Pans Labyrinth“ und den mit Abstand besten Teil der „Blade“-Trilogie unter seinem Gürtel hat.
„Pacific Rim“ nimmt uns mit in eine Welt, die seit einigen Jahren durch Attacken von riesigen Monstern geplagt wird. Schuld daran ist ein Portal in eine andere Dimension, das sich auf dem Grund des Pazifik aufgetan hat. Um die verheerenden Angriffe der „Kaiju“ getauften Ungeheuer abzuwehren hat sich die Welt zusammengesetzt und als erste Verteidigungslinie riesige Roboter (sogenannte „Jaeger“) entwickelt, die sich an den Pazifikküsten mit der Bedrohung auseinandersetzen/sie ins Jenseits prügeln. Doch die Zahl der Attacken nimmt unermüdlich zu, die Gegner werden immer gefährlicher und die Menschheit steuert langsam aber sicher auf ihre Ausrottung zu.
Routiniert, effektiv und fantasievoll inszeniert Del Toro in nur wenigen Minuten die geschundene Welt, die regelmäßig von Kaiju-Angriffen zerrüttet wird. Wie schon in den oben genannten Filmen beweist sich der Mexikaner als einer der besten Fantasy-Visionäre, die zur Zeit in Hollywood arbeiten. Anders als beispielsweise die „Transformers“-Filme, die einen durchweg polierten und makellosen visuellen Stil haben, fühlt sich das Universum in „Pacific Rim“ ein stückweit real an. Die Roboter sind zerkratzt und kampferprobt und die Bedrohung der Kaiju macht sich durchweg bemerkbar. Auch die Schauplätze, allen voran Hongkong, wirken lebendig und fügen sich zu einem sehr kohärenten und „hübschen“ Gesamtsetting zusammen.
Das wirkliche Fleisch des Films sind aber natürlich nicht Hongkongs Lichter, sondern die ausladenden Konfrontationen zwischen Jaegern und Kaijus. Und die sind schlichtweg genial. Del Toro kreiert in „Pacific Rim“ einige der besten Actionszenen, die man in den letzten Jahren und überhaupt auf einer Leinwand gesehen hat. Trotz des gigantischen Maßstabes sind sie durchgehend übersichtlich und kommen sogar mit weniger als 5 Schnitten pro Sekunde aus. Die Effektarbeit setzt neue Maßstäbe was Blockbuster-Produktionen angeht und insgesamt ist der einzige Minuspunkt, dass man nicht mehr von dieser konzentrierten Großartigkeit zu sehen bekommt.
Was den Cast angeht verzichtet Del Toro größtenteils auf A-Stars und bedient sich aus einem Pool von weniger bekannten Schauspielern, die aber trotzdem durchweg akzeptable Leistungen bringen. Allen voran der Brite Idris Elba, der sich nach Auftritten in Serien wie „The Wire“ und „Luther“ jetzt vollkommen zurecht in größeren Hollywood-Filmen präsentiert. Auch darf man sich über die Auftritte einiger alter Bekannter aus Del Toros früheren Werken freuen.
Was ich persönlich am Meisten an „Pacific Rim“ zu schätzen weiß ist, dass man nicht ein einziges Mal Roboterhoden ansehen muss. Trotz einiger leichter Momente und lockeren Sprüchen nimmt der Film sich ernst und löst sich nicht in alberner Dummheit auf. Mit anderen Worten handelt es sich hier um einen der immer seltener werden Sommer-Blockbuster, die ihr Publikum nicht beleidigen.
„Pacific Rim“ hebt sich in vielerlei Hinsicht von seinen Geschwistern ab. Durch makellose Effekte, großartige Actionszenen und eine simple aber effektive Inszenierung glänzt er, wo Filme wie „Man of Steel“ kläglich versagen. Es mag zwar „nur“ Popcorn-Kino sein, aber dank dem Talent von Guillermo Del Toro spielt es sich auf dem höchstmöglichen Level ab, ist spannend, nett anzusehen und macht einfach eine große Menge Spaß.
8,5/10
Pacific Rim
Action, Adventure, Sci-Fi
Regie: Guillermo del Toro
Buch: Travis Beacham, Guillermo del Toro
Darsteller: Idris Elba, Charlie Hunnam, Rinko Kikuchi, Ron Perlman, Charlie Day, Burn Gorman
Kinostart DE: 18.07.2013
Kinostart US: 12.07.2013