In Amerika ist ein riesiger Meteorit eingeschlagen und rund um den Globus gehen nach und nach die Lichter aus. Während sich eine Welle aus Feuer und Zerstörung um alles wickelt, was je existiert hat, verbringen wir die letzten Stunden in Australien, genauer gesagt mit James (Nathan Phillips). Dieser steht kurz vor Ablauf der letzten Frist vor einer Wahl. Auf einer Seite erwartet ihn die ultimative Abrissparty bei einem Freund, auf der anderen Seite fordert seine Freundin Zoe (Jessica De Gouw) ihn auf, die letzten Momente in trauter Zweisamkeit zu verbringen. Mit beiden Augen in Richtung Delirium entscheidet James sich für Ersteres und macht sich auf den Weg zum apokalyptischen Gelage. Durch Zufall begegnet er der jungen Rose (Angourie Rice), die ihrerseits auf der Suche nach Angehörigen ist. Um Rose bei ihrer Bemühung zu helfen, entschließt James sich schließlich zu einem Umweg auf seiner letzten Reise.
In den letzten Jahren wurde eine Reihe unterschiedlicher Filme produziert, die die bevorstehende Apokalypse zum Thema haben und durch unterschiedliche Herangehensweisen überzeugen konnten. Ob als spaßiger, aufregender Genre-Mix („The World’s End“), quirlige, abwechslungsreiche Drama-Romanze („Seeking a Friend for the End of the World“) oder als seelenzerschmetternde Allegorie einer Geisteskrankheit („Melancholia“). Zwischen seinen Kollegen gräbt „These Final Hours“ sich eine Nische und betritt seinen eigenen Weg zur mehr oder weniger düsteren Auflösung. Im australischen Blick auf das jüngste Gericht geht es vor allem um den schlagartigen Zerfall der Zivilisation, eine ganze Menge Wahnsinn und die einsame Suche nach dem Sinn des Lebens, die sich in der Mitte abspielt.
Regisseur Zak Hilditch zeigt uns eine Welt am Abgrund, die trotz oder gerade wegen ihrer übertriebenen Intensität einen grotesken Realismus versprüht. Seinen gebeutelten Protagonisten schickt er in der Endzeithitze Australiens nicht nur durch einen moralischen Irrgarten, sondern auch durch einen Dschungel aus Chaos, Anarchie, und Gewalt. Die höllische Kulisse, vor der sich James‘ Odyssee abspielt, wurde geschickt platziert und funktioniert nicht nur als Basis der unberechenbaren Atmosphäre des Films, sondern auch als Visualisierung des Seelenlebens des Protagonisten. Für jemanden, der augenscheinlich auf ein Leben voller fragwürdiger Entscheidungen zurückblicken kann (und den Film sogar mit einer solchen Entscheidung beginnt), ist die Apokalypse das perfekte Sinnbild eines nagenden Gewissens und einer aussichtslosen Zukunft. Hilditch ist sich dieser Symbiose zwischen Form und Inhalt bewusst und nutzt sie, um seine düstere Vision mit dramatischen Elementen zu würzen.
„These Final Hours“ zeichnet ein ebenso zynisches wie plausibles Bild der Gesellschaft, die sich im Angesicht ihrer Auslöschung aus Verzweiflung, Depression oder schierer, altmodischer Dummheit selbst zerfleischt. Inmitten der unaufhaltsamen Zerstörung folgen wir einem fehlbaren Protagonisten, der kurz vor 12 eine letzte Chance bekommt, sein Dasein zu definieren. Nach dem ebenfalls australisch produzierten „The Rover“, der vor allem durch seinen grenzenlosen Nihilismus überzeugte, erreicht uns mit „These Final Hours“ das ebenso mitreißende Gegenstück. Eine lebhafte, dramatische und spannende Abhandlung über das Ende der Welt und die Frage, ob es jemals zu spät für eine richtige Entscheidung sein kann.
8/10
Seine deutsche Premiere erlebte der australische Weltuntergang beim Fantasy Filmfest im Sommer 2014. Ab dem 19. Februar 2015 ist er in gut sortierten deutschen Elektromärkten erhältlich. Oder natürlich bei Amazon:
These Final Hours (DVD) / These Final Hours (Blu-Ray)
These Final Hours
Drama
Regie: Zak Hilditch
Buch: Zak Hilditch
Darsteller: Nathan Phillips, Jessica De Gouw, Angourie Rice, Daniel Henshall, Sarah Snook, David Field
Kinostart DE: –
Kinostart US:-
Heimkinostart DE: 19.02.2015