Athen im Jahr 1962. Der amerikanische Auswanderer Rydal (Oscar Isaac) fristet sein Dasein als Fremdenführer und Charmeur, der hübschen Touristinnen nicht nur um begehrende Blicke, sondern auch um die gelegentliche Drachme erleichtert. Er trifft auf den ebenfalls krummen Geschäftsmann Chester (Viggo Mortensen) und dessen Frau Colette (Kirsten Dunst) und schon kurz nach der ersten Begegnung schickt eine Verkettung von schicksalhaften Ereignissen das Trio auf die Flucht durch und aus Griechenland.
„The Two Faces of January“ basiert auf dem gleichnamigen Roman und ist die erste Regiearbeit des Autors Hossein Amini, der vor allem mit seinem (ebenfalls adaptierten) Drehbuch zu „Drive“ auf sich aufmerksam gemacht hat. Mittelpunkt des Films ist die Beziehung zwischen Rydal und Chester, der im Laufe des Films genug Parallelen zum Protagonisten aufweist, um sich zu einer Art Vaterfigur und überdies zu einem Spiegel für Rydals eigene Makel und Verfehlungen zu entwickeln.
Viggo Mortensen liefert eine gewöhnlich starke Leistung ab und entwickelt mit seinem jüngeren Gegenstück eine Chemie, die den roten Faden der Geschichte darstellt. Überzeugend ist ebenfalls Oscar Isaac, der nach seinem Durchbruch als Titelcharakter in „Inside Llewyn Davis“ erneut ein gutes Händchen bei der Wahl seiner Rollen beweist. Zum Opfer des Mortsensen/Isaac-Gespanns gerät Kirsten Dunsts Colette, die zu wenig mehr als einem Objekt der Begierde und Zankapfel zwischen den beiden Männern degradiert wird. Sehr schade für die in Cannes ausgezeichnete Schauspielerin, die hier mit Abstand am Wenigsten zu tun hat und schlichtweg verblasst.
An der Oberfläche überzeugt Hossein Aminis erster Film mit schön fotografierten Bildern des griechischen (und später türkischen) Settings, das sich dank der zahlreichen Verweise auf die griechische Mythologie als passende und effektive Kulisse für seine Story herausstellt.
Darüber hinaus krankt die Geschichte an einer gewissen Vorhersehbarkeit, die den Spannungsbogen zum Ende hin leider wesentlich neutralisiert. Unterm Strich ist „The Two Faces of January“ ein solides und kompetent gefilmtes Drama, das seine anderthalb Stunden zwar durchaus wert ist, aber kaum Nachhaltigkeit bietet.
6,5/10
The Two Faces of January
Thriller
Regie: Hossein Amini
Buch: Hossein Amini, Patricia Highsmith
Darsteller: Viggo Mortensen, Kirsten Dunst, Oscar Isaac
Kinostart DE: 29.05.2014
Kinostart US: 26.09.2014 (limited release)