Mal ein kleines Game-Review zum Tomb Raider-Reboot (2013). Nachdem die Tomb Raider-Serie in den letzten Jahren eher weniger gute Spiele hervorgebracht hat, versucht die Spieleschmiede Crystal Dynamics (Produzent) einen klassischen Neustart für ihre – immer noch feuchte Träume erzeugende – Grabräuberin mit dem Nachnamen Croft.
Der neue Teil um Lara Croft und ihre Abenteuer ist eine Origin-Story, in der der Spieler miterleben soll, wie Lara überhaupt zu unserer Lara geworden ist. Es beginnt mit einer Expedition mit dem Schiff Endurance zur sagenumwobenen Insel Yamatai. Die junge und relativ unerfahrene Lara hat sich mit ihrer Freundin Sam dem Expeditionsleiter James Whitman angeschlossen und sind nun – auf Laras Rat hin – auf dem Weg zum Drachen-Dreieck, doch plötzlich kommt es zu einem starken Unwetter und die Crew wird schiffbrüchig. Lara wird alleine an einen Strand angespült, kann ihre Gefährten noch ausmachen, doch wird sie hinterrücks bewusstlos geschlagen. Als sie wieder aufwacht hängt sie kopfüber in einer Höhle, kann sich jedoch befreien und findet den Weg aus der Höhle. Lara macht sich nun auf ihre Freunde, darunter auch ihr Mentor Conrad Roth, wieder zu finden, das Geheimnis der Insel zu lösen und dieser auch wieder zu entkommen. Dabei muss sie sich einem unheimlichen Kult entgegenstellen und dabei zu der uns so bekannten Heldin werden.
Insgesamt ist die Story ganz unterhaltsam, das Pacing ist ausgezeichnet und die Rätsel in den Gräbern und im Spielverlauf werden immer besser und anspruchsvoller. Grafisch ist Tomb Raider wirklich toll geworden, die getestete/gespielte PS3-Version holt quasi alles raus, was aus der PlayStation 3 rauszuholen ist. Vor allem die Licht- und Wettereffekte sind herausragend, wie auch das Charakterdesign der Protagonistin.
Dieses basiert lose auf der wunderschönen britischen Schauspielerin Camilla Luddington, die Lara Croft im Originalen sowohl die Stimme verleiht (toller Akzent; deutsche Sprecherin: Nora Tschirner) und als auch das Motion Capture übernimmt. Sowieso ist das Spiel exzellent vertont.
Der Schwierigkeitsgrad nimmt nach und nach zu, sodass einem auch dahingehend niemals langweilig wird. Außerdem ist das Gameplay wunderbar ausgeglichen, es gibt einen schönen Mix aus Kletter-, Schieß- und Rätselpassagen sowie immer mal wieder ein aufregendes Quick Time Event (abgekürzt auch QTE).
Ein weiterer Pluspunkt ist die USK-18-Altersfreigabe. So konnten die Entwickler wirklich kein Blatt vor den Mund nehmen und ein vollkommen rohes und authentisches Spielerlebnis erzeugen (vor allem die Sterbesequenzen von Lara sind sehr heftiger Natur – man sollte sie beispielsweise mal bei der Fallschirmszene gegen einen Baum krachen lassen).
Neben den herausragenden Elementen wie Grafik und Pacing sind den Entwicklern aber auch einige Fehler eingeschlichen. Zwar ist die Story relativ gut, jedoch ist sie nicht unbedingt mit herausragenden Charakteren gespickt. Neben des gut ausgearbeiteten Charakters der Spielfigur, sind die Nebendarsteller höchstens dünn bis stereotypisch. Natürlich gibt es die kleine naive Freundin und das vom Geld und Ruhm gesteuerte Arschloch. Außerdem sind selbstverständlich der weise Mentor und der Geek/Nerd, der heimlich auf Lara steht, mit von der Partie.Fehlen darf auch nicht der psychopathische Antagonist mit seinen vielen Minions, die wie die Fliegen von Lara abgeschlachtet werden. So kommen dem Spieler die Charaktere größtenteils wie Abziehbildchen vor, wirkliche Tiefe ist dort nicht geboten.
Auch die Tatsache, dass die Metamorphose von der jungen, unbehelligten Lara zur absoluten Badass-Heldin bereits nach dem ersten getöteten Gegner abgeschlossen war, stößt etwas bitter auf, da ja großspurig angekündigt wurde, dass man diese Reise richtig intensiv miterleben darf und soll (‚A survivor is born‘). Die Flut an Gegnern, die man erledigen muss, lässt den Spieler auch ein bisschen an die Uncharted-Serie denken, in der man quasi einen Genozid an Bösewichten vollzieht. TR erinnert von der Mechanik und Grafik her eh etwas an Uncharted 3, doch das soll keine Kritik sein.
Ein letztes kleineres Manko ist die manchmal leicht schwammige Steuerung, die einen das ein oder andere Mal bei Kletterpassagen oder Shootouts cholerisch werden lassen.
Zusammengefasst kann man sagen, dass das neue Tomb Raider wirklich gut gelungen ist, viel Spaß macht und eine Menge Höhen bei wenigen Tiefen hat. Leider ist das Spiel relativ zeitnah mit Bioshock Infinite erschienen, gegen das TR story- und charaktertechnisch nicht ankommt.
Tomb Raider ist am 5. März 2013 erschienen, wurde von Crystal Dynamics entwickelt und von Square Enix vertrieben. Es ist erhältlich für PC, PS3 und Xbox 360.
Dieses Review bezieht sich auf den Singleplayer der PlayStation 3-Version.
8,5/10
Tomb Raider
Action-Adventure
Publisher: Square Enix
Spielmodus: Einzelspieler, Mehrspieler
Plattform: PC, Mac, PlayStation 3, PlayStation 4, Xbox 360, Xbox One
Release: 05.03.2013