Die Geschichte des Videospiels ist mittlerweile eine weitreichende mit viel Abwechslung und interessanten Geschehnissen. Das im Juli 2012 von den Brüdern Daniel und Patrick Klug gegründete Entwickler-Studio Greenheart Games versucht mit seinem ersten Indie Spiel Game Dev Tycoon den Spieler in die Haut eines Videospielentwicklers schlüpfen zu lassen.
Das Spiel beginnt zunächst mit der Wahl des Firmen- und Spielernamens, des Geschlechts und des Aussehens der Spielfigur. Danach startet man sein Unternehmen in einer kleinen Garage, in der nun an den ersten kleineren Spielkonzepten an – für heutige Maßstäbe – antiquierten Systemen. Nun muss man ständig die Budgetierung, die Konzepte (also Thema, Genre, Plattform und später auch Zielgruppe, Engine usw.) und sogar die wohlmöglich benötigte Zeit in die Planung der Videospiele mit berücksichtigen. Wenn sich die ersten Erfolge einstellen, steigt die Spielfigur gewissermaßen in ein richtiges Büro auf, in dem nun auch mehr Platz für Angestellte ist, welche mit Bedacht ausgewählt werden muss. Essensziell ist das Spiel eine Art Wirtschaftssimulation (wie der Name schon erahnen lässt ein sog. Tycoon Game), während derer der Spieler die Nuancen der Spiele(entwicklungs)branche grob aufgezeigt bekommt und sich nun diesem Business stellen muss. Die Spieldauer ist variabel, wenn man bankrott geht, ist auch das Spiel vorbei, andernfalls kann man bis ins 25. bis 35. Jahr hin Spiele entwickeln (In-Game-Zeit).
Game Dev Tycoon basiert auf dem iOS-Spiel Game Dev Story von Kairosoft. Den Klug-Brüdern sind trotz des großen Spielspaßes von GDS einige Kleinigkeiten aufgefallen die verbessert/verändert werden könnten, sodass sie kurzerhand ihr eigenes Entwickler-Studio gründeten und eine Version für den Windows, Mac und Linux programmierten.
Insgesamt ist das Spiel ein sehr guter Indie Titel, der Spielspaß ist wie bei Game Dev Story hoch, die Grafik ist ansehnlich und die Bedienung einfach und intuitiv. Beim ersten Spielen wird mittels eines Tutorials der Einstieg erleichtert, sodass man Game Dev Tycoon quasi auch seiner Oma vorsetzen kann. Weiterere Pluspunkte sind zum einen die Achievements, die bei Erfüllung gewisser Aufgaben freigeschaltet werden können und motivationsfördernd wirken, und der stete Aufbau des Spiels, wodurch der Spieler anfangs nicht von Optionen erschlagen wird, sondern nach und nach immer mehr Möglichkeiten (Research, Marketing und und und) bekommt. Diese möchte er dann auch haben, um immer mehr Einfluss auf die Entwicklung und den Erfolg seiner Videospielkreationen zu haben. Zu guter Letzt ist die Geschichte der Videospiele sehr gut abgebildet. So beginnt man mit dem Programmieren für den PC oder den C64 (im Spiel aus lizenzrechtlichen Gründen G64), bevor dann mit einem umbenannten NES das Konsolenzeitalter einläutet. Dazu werden auch die Besonderheiten der einzelnen Systeme (beispielsweise galt seinerzeit das Sega Mega Drive – in den USA Sega Genesis – als Konsole für erwachsenere Spieler) und auch mitunter Konflikte zwischen Firmen (z.B. Nintendo vs. Sony) relativ akkurat abgebildet.
Für manch einen abschreckend – für mich persönlich jetzt nicht – dürfte der knackige Schwierigkeitsgrad sein, vor allem im Vergleich zu Game Dev Story. Vor allem in den Anfangsjahren werden grobe Fehler in der Produktion oder im Allgemeinen vorgehen zumeist mit dem Bankrott bestraft. Da es sich hierbei aber um ein Tycoon Game handelt, sind gerade die hohen Anforderungen äußerst motivierend für den Spieler – man freut sich einfach doppelt so sehr, wenn man das Spiel dann schafft.
Leider mussten sich die beiden Entwickler mit dem Thema Online-Piraterie beschäftigen. Nach eigenen Angaben sind am ersten Tag lediglich etwas mehr als 6 % der gespielten Versionen auch wirklich gekaufte Versionen gewesen (auch zu sehen auf dem Blog von Greenheart Games).
Dieser Umstand hat die Klug-Brüder dazu veranlasst, eine eigene gefälschte Version von Game Dev Tycoon ins Internet zu stellen, bei der der spielende Pirat nach einer Weile selbst Opfer von Videospielpiraterie wird und bankrott geht. Das klingt jetzt zwar lustig, zeigt jedoch auch die Verzweiflung junger Entwickler(studios), die gerade mit gut bewerteten Spielen (GDT hat exzellente Wertungen eingeheimst) wenig Umsatz machen.
Liebe Spielefreunde: Wenn euch ein Indie Game gefällt, kauft es euch auch! Es gibt zu fast jedem Spiel eine Demo, ausreichend Testberichte, Let’s Plays und dergleichen. Ich finde es persönlich auch nicht schlimm, sich mal ein Videospiel oder einen Film illegal herunterzuladen. Doch wenn einem etwas gefällt, sollte man auch den Kaufpreis dafür zahlen. Andernfalls ist vor allem die Indie Branche stark gefährdet, da die Gewinnspanne, aufgrund der geringen Preise, für diese Produzenten relativ gering ist und nur durch hohe Verkaufszahlen entsprechender Umsatz generiert werden kann, um auch weiterhin gute Spiele und Filme zu erwarten.
Also, Game Dev Tycoon bekommt von mir eine klare KAUFempfehlung, für weniger als 7 € erhält man eine tolle Wirtschafts(managing)simulation mit großer Suchtgefahr.
10/10
Hier geht es zum Download.
Game Dev Tycoon
Wirtschaftssimulation
Publisher: Greenheart Games
Spielmodus: Einzelspieler
Plattform: PC, Mac, Linux
Release: 10.12.2012