Spätestens seit der „Harry Potter“-Reihe und einem anderen erfolgreich vom Buch auf die Leinwand adaptierten Vierteiler (nein, ich sag hier jetzt nicht „Twilight“) ist es an der Mode zeitgenössische Buchvorlagen, die eine jüngere Zielgruppe zwischen 12 und 21 ansprechen, mehr oder weniger aufwendig zu verfilmen. Neben „Maze Runner“, „Insurgent“ und wie sie alle heißen wurde auch „Die Tribute von Panem“ mit einem hochklassigen Cast auf Film übertragen. Mit „Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1“ von 2014 geht diese Reise von Katniss Aberdeen (Jennifer Lawrence) in die dritte und damit auch vorletzte Runde.
Zu allererst möchte ich den Inhalt des dritten Teils von „The Hunger Games“ kurz und knapp umreißen, meine Meinung zum Film an sich geben und in einem dritten Schritt über die am 26. März erschienene Blu-Ray (Verleiher: Studicanal) sprechen.
Shit just got real!
Der Film startet mit der Protagonistin Katniss, die den 75. Hungerspiele (engl. Hunger Games) mit Hilfe der Rebellen entkommen konnte und in den Untergrund-Distrikt 13 gerettet wurde, in dem auch ihre Familie und einige Freunde aus Distrikt 12 untergetaucht sind. Von den Geschehnissen (seelisch) gezeichnet wird sie von der Präsidentin Alma Coin (Julianne Moore) darum gebeten als sog. Spotttölpel (engl. Mockingjay) zu fungieren und als Symbolfigur die Rebellion ein Stück weit anzuführen.
Nachdem sie zunächst ablehnt, besucht die tapfere Katniss ihre zerbombte Heimat und erkennt das Grauen, welches Präsident Snow (Donald Sutherland) anrichtet. Schließlich bringt ein Interview mit ihrer eigentlichen Liebe Peeta (Josh Hutcherson), der offensichtlich einer Gehirnwäsche unterzogen und genau wie Johanna Mason (Jena Malone) und Annie Cresta (Stef Dawson) den 75. Hungerspiele nicht entkommen konnte, das Gesicht der Rebellion zu werden. der Peeta spricht sich vor laufender Kamera gegen den Aufstand aus und bittet Katniss darum, diesen zu beenden, was ihn in den Augen der Freiheitskämpfer zum Verräter macht.
Katniss wird danach – auch mit Hilfe eines Kamerateams unter der Leitung der Regisseurin Cressida (Natalie Dormer) – durch Plutarch Heavensbee (Philip Seymour Hoffman), Haymitch Abernathy (Woody Harrelson) und Effie Trinket (Elizabeth Banks) zum Leitsymbol der Rebellen gemacht, was Präsident Snow zum Handeln zwingt.
Zu guter Letzt verlangt die Bogenschützin des kleinen Mannes die Gefangenen der letzten Hungerspiele in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus den Fängen des Kapitols zu befreien, vor allem aber um ihren Fixpunkt Peeta vor seiner Ermordung zu bewahren.
Eines vorweg: Ich habe die Buchvorlage nicht gelesen, die beiden Teile davor auch gesehen und mir ist bewusst, dass ich nicht unbedingt der Zielgruppe entspreche. Daher muss ich auch sagen, dass mich die ganze Filmreihe eher weniger anspricht – ganz anders als „Harry Potter“ übrigens. Dennoch hat mich die schauspielerische Leistung der meisten Darsteller durchaus überzeugen können, im Speziellen die von Jennifer Lawrence, Donald Sutherland als Imperator Evil und die Performance von Josh Hutcherson als brainwashed Semi-Vampir (er verändert sich auch äußerlich sehr merklich).
Auf der anderen Seite wurden so einige wirklich gute (und teilweise mit Oscar-Ehren ausgestattete) Schauspieler wie Julianne Moore, der im letzten Jahr leider verstorbene Philip Seymour Hoffman, Woody Harrelson oder auch Natalie Dormer wirklich verschwendet. Ihnen wurde einfach wenig bis nichts zu tun gegeben, weder innerhalb der Geschehnisse noch auf charakterlicher Basis, was ich auf die Splittung des letzten Buches in zwei Teile zum Zwecke der Gewinnmaximierung schiebe. So sehr ich die „Harry Potter“-Filmreihe liebe, muss ich diesen jedoch die Schuld geben, dass seit neustem letzte Teile einer Buch-zu-Film-Serie zweigeteilt werden.
Es fällt leider auch auf, dass sich die Geschichte von „Mockingjay“ nicht wirklich für eine Aufspaltung anbietet. Insgesamt passiert nämlich viel zu wenig in den etwas mehr als zwei Stunden Laufzeit. Viele Szenen involvieren zwei oder mehrere Charaktere, die im Untergrund-Bunker des Rebellendistrikts über irgendetwas quatschen, was den Film nicht wirklich voran bringt. Ein beliebtes Thema ist Peeta, der immer wieder von Katniss verteidigt wird während alle anderen gegen anreden. Sowieso verstehe ich nicht, warum sie nicht weiterhin auf ihren ersten Schwarm Gale (Liam Hemsworth) abfliegt, der wirklich um Längen besser aussieht und auch charakterfester wirkt.
Bizarr ist meiner Meinung auch die Tatsache, dass Katniss im klimatischen Schlussakt nicht wirklich an den Geschehnissen teilnimmt, aber da das anscheinend Story-getreu ist, möchte ich mich deswegen nicht weiter aufhalten. Jedenfalls kann der dritte Teil von „Die Tribute von Panem“ nicht mit den bisherigen Filmen, vor allem mit dem Vorgänger „Catching Fire“, mithalten und fällt ein Wenig ab.
Insgesamt ist „Mockingjay: Teil 1“ aber solide, wenn auch enttäuschend. Neben guten schauspielerischen Leistungen und der beißenden, mitschwingenden Medienkritik lassen sich jedoch nur wenige ikonische Bilder entdecken, die einen länger begleiten werden. Das ist schade, weil die Buchvorlage meinem Vernehmen nach mehr zu bieten gehabt hätte.
6/10
Nachdem der Film eher so mittelprächtig ist, besteht noch die Frage, ob zumindest die Blu-Ray etwas Abbitte leisten kann. (Okay, das ist ein bisschen harsch von mir, aber ich bin ja immerhin „Kritiker“, was immer das bedeuten soll…)
Das Bild:
Hinsichtlich des Bildes kann man keine Abzüge in der A- oder B-Note vermerken. Die Brillanz des Bildes in 1080p-Full-HD kommt auf einem großen Fernseher voll zur Geltung. Im anamorphen Bildformat von 2,40:1 werden 24 Vollbilder die Sekunde geliefert, so wie man es auch mittlerweile erwartet.
Der Ton:
Auch der Sound ist wirklich fantastisch und sowohl im Deutschen als auch in der englischen Originalversion toll abgemischt. Während die Synchro im 5.1 DTS-HD Masteraudio geliefert wird, darf man sich als OV’ler über eine englische Tonspur im Dolby TrueHD Atmos freuen. Das ist schon einigermaßen ungewöhnlich und sehr zu begrüßen. Ein guter Sound schmeichelt jedem Film.
Die Extras:
Die Fanedition hat im Bereich der Extras einiges zu bieten, sodass der etwas gehobenere Preis der Blu-Ray-Version (knapp 18 €) auch gerechtfertigt ist. Zunächst findet man ca. 200 Minuten Bonusinhalte vor, darunter ein fast zweistündiges Making-of, eine Hommage an den verstorbenen Philip Seymour Hoffman und die Entstehungsgeschichte des Soundtracks von Singer/Songwriter Lorde plus das dazugehörige Musikvideo zu „Yellow Flicker Beat“. Dazu sind auch ein Audiokommentar des Regisseurs und der Produzentin des Films sowie Featurettes, Deleted Scenes (12 Minuten), Trailer und TV-Spots auf der Blu-Ray vorhanden.
Die Freunde der Filmreihe dürfen sich außerdem über ein 16-seitiges Booklet (ja, sowas gibt es manchmal auch noch) sowie ein doppelseitiges, gefaltetes Filmposter freuen. Im Vergleich zu Heimkino-Releases anderer Filme und Serien bekommt man hier tatsächlich auch ein Stückweit Fanservice vom Verleiher Studiocanal.
Das Fazit:
Kommen wir nun zur Zeugnisvergabe der Heimkino-Version von „Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1“. Die wirklichen Fans dürfen sich wirklich über Fanedition des Films freuen. Bonus-Content noch und nöcher, dazu noch Kram zum Anfassen: Viel besser geht es eigentlich nicht in dieser Preiskategorie. Deswegen gibt es für die Fans auch meinen Daumen nach oben. Diejenigen, die sich jetzt nicht angesprochen fühlen und nicht wirklich was mit „The Hunger Games“ anfangen können, müssen sich auch nicht auf Zwang damit befassen und die Fanedition in das Filmregal quetschen.
The Hunger Games: Mockingjay – Part 1 (2014)
Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1
Abenteuer, Sci-Fi
Regie: Francis Lawrence
Buch: Peter Craig, Danny Strong, Suzanne Collins (Buchvorlage & Adaption)
Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Donald Sutherland, Philip Seymour Hoffman, Julianne Moore, Elizabeth Banks, Natalie Dormer
Kinostart DE: 20.11.2014
Kinostart US: 21.1.2014
Heimkinostart DE: 26.03.2015
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