Wenn die ersten Vögel das Singen beginnen und das Wetter noch immer eine absolute Katastrophe ist, steht der Frühling vor der Tür! Mit dem Frühling einher gehen die jährlichen Fantasy Filmfest Nights, die mit einer Auswahl von 10 Filmen einen Vorgeschmack für das ausgewachsene Festival im Sommer geben sollen. Weil es in der Blog-Redaktion inzwischen Tradition ist, haben wir auch dieses Mal wieder teilgenommen und wurden angeekelt, schockiert und fasziniert. Abgesehen davon haben wir natürlich auch einige Filme gesehen. Den Start des mehrteiligen Berichtes macht ein Monster, das nach langer Abwesenheit von Bildschirm und Leinwand endlich ein Comeback feiern darf: Der Zombie!
Blutbad im Outback
Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass die eingangs erwähnte Seltenheit der Zombies im Filmwerk der letzten Jahre eine Lüge war. Nicht nur haben die Infizierten es mit „Walking Dead“ inzwischen in die Welt der Staffeln geschafft, vor einiger Zeit war es sogar so weit, dass mit „Warm Bodies“ die erste Zombie-Teenie-RomCom über uns hereinbrach. Ähnlich wie der Vampir (der in diesem Jahr natürlich auch vertreten ist) leidet der Zombie ganz arg unter seiner Omnipräsenz und der dadurch folgenden Flaute an frischen Ideen und interessanten Konzepten. Im Fall von „Wyrmwood“ entschied man sich offenbar, das verzweifelte Greifen nach Genre-Mutationen zu unterlassen und stattdessen einen geradlinigen, simplen und blutigen Horrorkracher zum Ziel zu nehmen.
Barry (Jay Gallagher) hat einen besonders schlechten Tag, dabei sind die Horden aus Zombies, die seinen Heimkontinent Australien plötzlich überrennen, nicht einmal das größte Problem. Neben einer entführten Schwester und zwei tragischen Toden in der Familie findet sich der kernige Australier alleine im Niemandsland wieder und steht kurz vor der Resignation. Natürlich entschließt er sich nach kurzer Überlegung, dass das Schlachten von Zombies mehr Sinn und Spaß macht als Rumsitzen. Zusammen mit der typischen Gruppe zusammengewürfelter Monsterjäger macht Barry sich also auf die Suche nach seiner verschwundenen Schwester Brooke (Bianca Bradey). Damit ist der Plot von „Wyrmwood“ in unnötig vielen Worten umrissen. Zum bewährten Rezept eines Zombie-Reißers gehört kaum Handlung und entsprechend wenig findet man hier vor. Trotzdem geht das Konzept des Films auf.
Während die Traumfabrik des Westens seinen Auswurf größtenteils auf weichgespülte, halbgare und blutleere Anti-Schocker setzt, nehmen andere Länder sich der Verantwortung an. Bereits im letzten Jahr schlug der ebenfalls australische „The Babadook“ von Jennifer Kent mit seiner Gratwanderung zwischen Horror und Psychothriller bei Genrefans weltweit ein. Natürlich läuft ein „Wyrmwood“ zu keiner Zeit Gefahr, ähnlich subtile Noten anzustimmen, aber das verzeiht man gerne. Mit einem schmutzigen, groben Stil, einer unvernünftigen Menge an Kunstblut und einer Reihe skurriler Charaktere versucht man hier vor allem, dem Zuschauer saftige Unterhaltung zu bieten, was absolut gelingt.
Seinen größten Trumpf spielt der Film allerdings in seinen Actionszenen aus. Ohne dass man es in diesem günstig produzierten Horrorfilm erwartet, schmeißt Regisseur Kiah Roache-Turner seinem Publikum gut choreographiertes, kreativ gefilmtes und geschickt geschnittenes Adrenalin in die Augen. Gepaart mit einigen freundlichen Kopfnickern in Richtung der „Mad Max“-Reihe und einem großen Maß an Selbstironie mutiert „Wyrmwood“ zu einem der besseren Einträge, den das müde Zombie-Genre in letzter Zeit erfahren hat. Liebhaber des Genres und alle, die es schnell und schmutzig mögen, sollten ein Auge nach diesem Stück offen halten.
6,5/10
Wyrmwood (2014)
Zombie (ja, das ist inzwischen ein Genre)
Regie: Kiah Roache-Turner
Buch: Kiah Roache-Turner, Tristan Roache-Turner
Darsteller: Jay Gallagher, Bianca Bradey, Leon Burchill, Luke McKenzie, Yure Covich, Keith Agius
Kinostart DE: 14.03.2015 (Fantasy Filmfest Nights)
Kinostart US: 13.02.2015