Nach einer nicht wirklich überraschenden Anzahl von Wochen (52) ist das Jahr 2013 nun vorüber. Während andere Blogs und Publikationen sich mit welt- oder lokalpolitischen Ereignissen, Wissenschaft, Wirtschaft, der kommenden Apokalypse und anderen Nichtigkeiten beschäftigen, durchleuchte ich die 365 Tage auf der Suche nach Antworten auf die wirklich brennenden Fragen:
- Gibt es endlich neue Superhelden-Filme aus Hollywood?
- Ist die Twilight-Serie inzwischen vorbei und kann man den Bunker verlassen?
- Wieviele Kinobesuche kann ein Mensch während eines Filmfestivals überleben?
- Wann übersteht Deutschland die KeinOhrWäähhh-Phase und produziert wieder Spielfilme?
Diese und andere Themen möchte ich in meiner Bilanz diskutieren.
Um das Wichtigste direkt aus dem Weg zu kriegen: JA, Twilight ist vorbei. Obwohl die Abwesenheit der wohl bedenklichsten Lovestory der letzten Jahre mein persönliches Kinojahr sehr getrübt hat, konnte ich ein ordentliches Maß an Genuß aus meinen insgesamt 80 Kinobesuchen ziehen und somit die Galgenfrist bis zum unvermeidbaren Reboot von Twilight sinnvoll nutzen. Nachfolgend ist eine Auflistung und qualitative Einordnung meiner cineastischen Ausflüge. Meine übliche 10-Punkte-Skala habe ich etwas vereinfacht und die Filme stattdessen in Farbkategorien unterteilt.
- Dunkelgrün (großartiger Film, der mich schwer beeindruckt hat und zu den Besten des Jahres/Genres gehört)
- Grün (guter Film, der unterhaltsam/spannend/lustig/faszinierend/etc. ist und Zeit und Geld wert ist)
- Gelb (ordentlicher Film, der bei entsprechender Stimmung durchaus funktioniert, aber nicht wirklich Hosen auszieht)
- Orange (bedenklicher Film, der kaum Existenzberechtigungen aufweisen kann und fast komplett ungenießbar ist)
- Rot (grausamer Film, der Tage/Wochen/ganze Leben ruiniert und nicht hätte gemacht werden dürfen)
- Grau (Zweitsichtung oder nicht aktueller Film)
Januar
- 07. // „Flight“ // Robert Zemeckis
- 14. // „The Impossible“ // J.A. Bayona
- 21. // „Frankenweenie“ // Tim Burton
- 26. // „Gangster Squad“ // Ruben Fleischer
- 28. // „Get the Gringo“ // Adrian Grunberg
Februar
- 04. // “Warm Bodies” // Jonathan Levine
- 11. // “The Master” // P.T. Anderson
- 14. // “A Good Day to Die Hard” // John Moore
- 16. // “Don Jon(‘s Addiction)” // Joseph Gordon-Levitt
- 16. // “Upstream Color” // Shane Carruth
- 18. // “Safe Haven” // Lasse Hallström
- 25. // “Hansel & Gretel: Witch Hunters” // Tommy Wirkola
März
- 04. // “Hitchcock” // Sacha Gervasi
- 11. // “This is 40” // Judd Apatow
- 18. // “Spring Breakers” // Harmony Korine
- 23. // “ABCs of Death” // Diverse
- 23. // “Stoker” // Chan-Wook Park
April
- 01. // “I Give it a Year” // Dan Mazer
- 08. // “Mama” // Andrés Muschietti
- 22. // “Side Effects” // Steven Soderbergh
- 28. // “Evil Dead” // Fede Alvarez
- 30. // “The Place Beyond the Pines” // Derek Cianfrance
Mai
- 02. // “Iron Man 3” // Shane Black
- 03. // “I Confess” // Alfred Hitchcock
- 09. // “Mud” // Jeff Nichols
- 11. // “Frances Ha” // Noah Baumbach
- 15. // “Star Trek Into Darkness” // J.J. Abrams
- 25. // “The Kings of Summer” // Jordan Vogt-Roberts
Juni
- 20. // „Man of Steel“ // Zack Snyder
- 26. // „World War Z“ // Marc Forster
Juli
- 08. // „The East“ // Zal Batmanglij
- 18. // „Pacific Rim“ // Guillermo del Toro
- 18. // „Only God Forgives“ // Nicolas Winding Refn
August
- 05. // “Pacific Rim” // Guillermo del Toro
- 14. // “Kick-Ass” // Matthew Vaughn
- 14. // “Kick-Ass 2” // Jeff Wadlow
- 25. // “Sweetwater” // Logan Miller
- 25. // “Raze” // Josh C. Waller
- 26. // “The Human Race” // Paul Hough
- 26. // “The Philosophers” // John Huddles
September
- 04. // “Elysium” // Neill Blomkamp
- 11. // “The World’s End” // Edgar Wright
- 27. // “Banklady” // Christian Alvart
- 27. // “The Edge of the World” // Claus Drexel
- 27. // “Short Term 12” // Destin Cretton
- 27. // “Closed Curtain” // Jafar Panahi
- 27. // “Erbarmen” // Mikkel Norgaard
- 28. // “Manuscripts Don’t Burn” // Mohammad Rasoulof
- 28. // “Hunting the Northern Godard” // Éric Morin
- 28. // “The Scar” // Jimmy Larouche
- 28. // “Borgman” // Alex van Warmerdam
- 28. // “Tore Tanzt” // Katrin Gebbe
- 29. // “Pionier” // Erik Skjoldbaerg
- 29. // “Sex, Drugs & Taxation” // Christoffer Boe
- 29. // “Age of Panic” // Justine Triet
- 29. // “21 Ways to Ruin a Marriage” // Johanna Vuoksenmaa
- 29. // “La Vénus à la fourrure” // Roman Polanski
- 30. // “The Children of Troumaron” // H. & S. Anenden
- 30. // “Moebius” // Kim Ki-Duk
- 30. // “Inside Llewyn Davis” // Ethan & Joel Coen
- 30. // “Jung und Schön” // Francois Ozon
Oktober
- 01. // “36” – Nawapol Thamrongrattanarit
- 01. // “Gabrielle” // Louise Archambault
- 02. // “Devil’s Knot” // Atom Egoyan
- 02. // “Beyond the Wave” // Kyoko Miyake
- 02. // “Omar” // Hany Abu-Assad
- 02. // “DeAd” // Sven Halfar
- 02. // “Only Lovers Left Alive” // Jim Jarmusch
- 03. // “August Fools” // Taru Mäkelä
- 03. // “Against the Grain” // Iram Parveen Bilal
- 03. // “The Reunion” // Anna Odell
- 04. // “Nebraska” // Alexander Payne
- 04. // “The Shallow Yellow Sky” // Bahram Takavoli
- 04. // “Filth” // Jon S. Baird
- 05. // “Short Term 12” // Destin Cretton
- 05. // “Only Lovers Left Alive” // Jim Jarmusch
- 09. // “Gravity” // Alfonso Cuarón
- 17. // “Filth” // Jon S. Baird
November
- 06. // „Thor: The Dark World“ // Alan Taylor
Dezember
- 13. // „The Hobbit: The Desolation of Smaug“ // Peter Jackson
Um die Menge an gesehen Filmen und ihre Merkmale etwas anschaulicher zu gestalten habe ich die Daten in eine hochentwickelte Visualisierungs-Matrix eingetragen und zwei bunte und hübsche Infografiken herausbekommen, die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte.
Zunächst eine Übersicht über die Gesamtqualität meines Kinojahres. Berücksichtigt wurden dabei die 74 Filme, die in 2013 produziert wurden bzw. in Deutschland im Kino und auf Festivals gestartet sind. Gnädigerweise sind nur drei Kandidaten dabei, die in die „Grausam“-Kategorie fallen, ungenießbar sind und bleibende Schäden hinterlassen. Eine ebenfalls akzeptable Nummer von neun Filmen ist im orangenen Bereich. Die größten Anteile machen die ordentlichen (27) und guten (26) Filme aus. An der Spitze stehen die neun Filme, die mich in 2013 am meisten belustigt, fasziniert, erstaunt oder beschäftigt haben. Alles in Allem war 2013 trotz der rücksichtslosen Schändung eines der besten Action-Franchises aller Zeiten (Die Hard) ein gut abgerundetes Kinojahr, das die Höhen und Tiefen enthält, die das Medium ein Stück weit definieren.
Bei so vielen Filmen ist es auch interessant, sich mit ihrer Herkunft zu beschäftigen. Der Löwenanteil kommt wenig überraschend aus den USA, die mit ihren Produktionen und Koproduktionen die Hälfte der Gesamtheit (entspricht 44 Filmen) ausmachen, darunter fünf meiner neun Favoriten. Der Rest stammt größtenteils aus Europa, 8 Filme aus England, jeweils 7 aus Frankreich und Deutschland und 3 aus Dänemark, Finnland und Schweden. Eine Überraschung im vergangenen Jahr war die etwas verstärkte Präsenz Kanadas auf der cineastischen Leinwand, die dank Stücken wie dem sensiblen und außergewöhnlichen „Gabrielle“ und dem überaus hübsch fotografierten Wintermärchen „Hunting the Northern Godard“ einen sehr angenehmen Nachgeschmack hinterlassen hat. Abgerundet wird das Karussell der Nationen durch Exoten wie Mauritius, Palästina und Pakistan, deren filmische Werke ich fast ausschließlich auf Festivals sehen konnte.
Was sticht heraus? Welche Leistungen sind die Großartigsten? Welche Schauspieler die Besten? Was hat am meisten enttäuscht? Was hat am meisten begeistert?
Die Napalm Awards sind eine vor wenigen Momenten komplett frei erfundene Zeremonie, in der die besonders starken (und schwachen) Leistungen von Schauspielern, Regisseuren und Lichtassistenten herausgestellt und die Schlüsselmomente des Kinojahres festgehalten werden.
Die größte Enttäuschung
Um die Ernüchterung direkt aus dem Weg zu räumen, starte ich mit der größten Enttäuschung des Jahres 2013. Ein Prädikat das nicht besonders leicht zu vergeben ist, in einer Zeit in der beinahe monatlich sinn- und herzlose Remakes, Reboots, Sequels, Prequels über die Leinwand galoppieren. Der erste Gedanke geht unweigerlich in Richtung der vierten Fortsetzung der „Die Hard“-Reihe, einem der schlechtesten Filme des Jahres. Allerdings standen die Zeichen für „A Good Day to Die Hard“ bereits im Vorfeld nicht besonders gut, was nicht nur auf den grausamen Titel zurückzuführen ist, sondern auch auf die hanebüchene Story und die Tatsache, dass die Saga um John McClane nach dem dritten Teil hätte beerdigt werden sollen.
Dank der relativen Unterhaltsamkeit von Filmen wie „Iron Man 3“, „Thor: The Dark World“ und Konsorten kann ich diese ebenfalls nicht als Enttäuschung werten. Knapp am Titel vorbeigerutscht ist Zack Snyders „Man of Steel“, der mich radikal gelangweilt und auf sämtlichen Ebenen stark aufgeregt hat. Es gibt allerdings einen noch größeren Totalausfall, der sich im Kinosommer 2013 versteckt…
Kick-Ass 2
Matthew Vaughns „Kick-Ass“ war seinerzeit eine frische und vor allem abgedrehte Interpretation des müden Superhelden-Genres, die von ihrem außergewöhnlichen Ton, skurrilen Charakteren, unterhaltsamer Action und natürlich Nicolas Cage gelebt hat. Obwohl man in der Fortsetzung aus nachvollziehbaren Gründen auf Nic Cage verzichten musste, war „Kick-Ass 2“ ein Film auf den ich mich im letzten Jahr sehr gefreut hatte. Nicht zuletzt wegen des Castings meines persönlichen Comedy-Idols Jim Carrey bin ich schnurstracks in ein Double Feature meines lokalen OV-Kinos gestürmt.
Um es kurz zu halten, „Kick-Ass 2“ ist ein Disaster. Der knallharte aber irgendwie sympathische Antagonist des ersten Teils (wunderbar von Mark Strong verkörpert) wurde durch einen lächerlichen und schwachen Schurken ersetzt, der absolut langweilig ist. Die Plots des Films laufen ohne große Interaktion nebeneinander her und nehmen nur gelegentlich Bezug aufeinander. Die überzogene Gewalt ist noch präsent, beißt sich aber durchgehend mit dem stetig wechselnden Ton des Films. Schauspieler wie Jim Carrey und Chloe Grace-Moretz kommen kaum zur Geltung und werden schlichtweg verschwendet. Und das Allerschlimmste, auch wenn es im Vorfeld bereits bekannt war: Nicolas Cage ist nicht dabei.
Die beste Überraschung
Der Puls rast, das Gehirn schmerzt und dunkle Erinnerungen an „Kick-Ass 2“ flimmern übers innere Auge. Um die Erscheinungen zu lindern möchte ich nun über einen Film reden, der mich positiv überrascht und sogar beeindruckt hat.
Pacific Rim
Als leidenschaftlicher Protestant gegen die „Transformers“-Reihe muss ich gestehen, etwas voreingenommen gewesen zu sein. Die Story von gigantischen Robotern, die gegen gigantische Seemonster kämpfen, hat mich zunächst abgeschreckt. Was mich dann doch ins Kino getrieben hat war die Filmografie von Regisseur Guillermo del Toro, die meiner Meinung nach ein paar der besten modernen Fantasy-Filme enthält, und die Präsenz von Idris Elba, der momentan zu den besten britischen Schauspielern gehört und seit der BBC-Serie „Luther“ auch zu meinen Favoriten.
Schon bevor das Intro des Films zuende war wurde klar, dass „Pacific Rim“ absolut Nichts mit den Transformers zu tun hat. Guillermo del Toro kreiert hier mit der gewöhnlichen Sorgfalt und Liebe bereits in den ersten 10 Minuten eine fantastische und lebendige Welt, in der der Rest des Films spielen wird. Was folgt ist der absolut beste Blockbuster des Sommers, frei von grenzdebilem Humor und ohne Werbung für das amerikanische Militär, stattdessen randvoll mit Action, Spaß und spektakulären Bildern. Eines der wenigen großen Hollywood-Vehikel, die jeden Cent ihres Einspielergebnisses verdienen.
Die größte Innovation
Gravity
Wer Alfonso Cuaróns „Gravity“ gesehen hat, weiß dass eine Erläuterung zu diesem Preis reine Formalität ist. Sieben Jahre hat der Mexikaner nach seinem letzten Spielfilm gewartet, um uns dieses von Kritikern und Zuschauern gleichermaßen anerkanntes Meisterwerk zu schenken. Wo in „Children of Men“ die zahlreichen Plansequenzen beeindruckend genug waren, drückt Cuarón hier die technischen und visuellen Grenzen des Kinos ein Stück weiter. Vor der ultimativen Kulisse spielt sich einige Kilometer über der Erde eine uralte Geschichte ab, der Kampf ums nackte Überleben. Sandra Bullock ergänzt diese simple Story mit ihrer Darstellung der Astronautin Ryan Stone um einen emotionalen Kern, der nicht besser mit dem Setting des Films harmonieren könnte. „Gravity“ ist die Definition von großem Kino und reiht sich mit Leichtigkeit in die besten Science-Fiction-Filme aller Zeiten ein. Und als ob das nicht genug wäre, ist es nach vier Jahren der erste Film, dessen Sichtung sogar ich als Purist unbedingt in 3D empfehlen würde.
Der heftigste Schocker
Zu oft werden Filme mit einem hohen Gewaltgrad, einem kontroversen Thema oder sonstigen grenzgängerischen Merkmalen aus den Jahresrückblicken verbannt. Ich denke man sollte diese Stücke ebenfalls dazuzählen und entsprechend erwähnen. Den Begriff „Schocker“ definiere ich dabei nicht über einen möglichst hohen Grad an Gewalt und Verderben, sondern über die Gesamtwirkung des Films, die Stimmung und seine Aussage. Trashige Horrorstreifen fallen daher nicht in diese Kategorie. Auch das Remake von „Evil Dead“, wenn auch durchaus gelungen, ist wegen mangelndem Tiefgang nicht für diesen Preis qualifiziert. Der stolze Preisträger kommt, wenig überraschend, aus Asien.
Moebius
Der Koreaner Kim Ki-Duk ist nicht für seine Zimperlichkeit bekannt, wenn es darum geht, schmerzhafte Momente auf Zelluloid zu bannen. Mit seinem aktuellen Werk „Moebius“ treibt er seinen Ruf als gnadenloser Filmemacher auf die Spitze. Erzählt wird die Geschichte einer Vater-Mutter-Sohn-Familie in Korea. Das Thema ist Gewalt, psychisch wie physikalisch. Gezeigt wird die Spirale aus Blut, Qualen und Leid, die sich aus den menschlichen Schwächen und Empfindungen heraus entwickeln kann, zunächst in den eigenen vier Wänden und schon bald auch darüber hinaus. Der Film spielt sich komplett ohne Dialoge ab, eine bemerkenswerte Eigenheit, die sich sowohl inszenatorisch als auch inhaltlich als sehr effizient herausstellt. „Moebius“ ist eindrucksvolles und radikales Kino, das es dieser Tage fast nur als Import gibt.
…fast?
Der beste deutsche Film
Richtig, denn es freut mich ungemein zu berichten, dass es in 2013 einen deutschen Film gegeben hat, der ähnlich furchtlos die dunkleren Ecken der menschlichen Seele beleuchtet. Es freut mich doppelt dass dieser Film, der beinahe vor unserer Haustür in Hamburg gedreht wurde, auch international Aufmerksamkeit bekommen hat, nämlich als einziger ausschließlich deutsch produzierter Film bei den Festspielen in Cannes.
Tore Tanzt
„Tore Tanzt“ von Katrin Gebbe ist ein tragischer, düsterer und unglaublich interessanter Film, der soziale und psychologische Aspekte der Menschlichkeit mit kritischem und kompromisslosem Auge betrachtet. Ein Stück von derartiger Ehrlichkeit und Authentizität ist in der deutschen Kinolandschaft nur selten zu finden, was „Tore Tanzt“ neben einem der besten zu einem der wichtigsten Filme des Jahres macht. Es bleibt nur zu hoffen, dass ein Werk wie dieses einen Bruchteil der Aufmerksamkeit bekommt, mit der man Nullrunden wie „Zweiohrküken“ oder „Kokowasweißich“ überschüttet.
Die beste Schauspielerin
Brie Larson als Grace in „Short Term 12“
„Short Term 12“ zählt zum filmischen Gipfel des Jahres. Der Film hat ein beeindruckendes Ensemble an Schauspielern, eine Kette in der es keine Schwachstelle gibt. Der Anker allerdings ist die Protagonistin des Films, die von der 24 Jahre alten Amerikanerin Brie Larson verkörpert wird. Bisher auf kleinere Auftritte wie der spärlichen aber pointierten Rolle in „Don Jon“ beschränkt, steht Larson hier im Zentrum des Geschehens und leistet mit ihrer sensiblen und facettenreichen Darstellung der Grace unglaublich viel. Einer der seltenen Fälle in denen man komplett vergisst, dass die gespielten Szenen und Emotionen nicht real sind.
Der beste Schauspieler
James McAvoy als Bruce Robertson in „Filth“
Ich habe eine große Vorliebe für Schauspieler, die gegen ihren Typ spielen. Letztes Jahr habe ich mich riesig gefreut, den britischen Sonnyboy Hugh Grant in „Cloud Atlas“ als eine Handvoll abstoßender Antagonisten zu sehen. In diesem Jahr ist es ein noch jüngerer, noch hübscherer und wesentlich schottischerer Sonnyboy, der mit aller Kraft gegen das Bild des attraktiven, jungen Mannes ankämpft. James McAvoy, der nach Rollen in „Atonement“, „Wanted“, „X-Men: First Class“ inzwischen zu den gefragteren Schauspielern des Königreichs gehört, schlägt in der englischen Buchverfilmung „Filth“ (vom „Trainspotting“-Autor) ungewohnte Noten an. Als schottischer Polizist Bruce Robertson kann er sowohl seinem starken schottischen Akzent, als auch einer Masse an unziemlichen Aktivitäten freien Lauf lassen. Ohne Rücksicht auf Verluste frisst McAvoy sich Kilos an und stürzt sich in eine brutale Geschichte, die vor dunkelstem Humor, Drogen, Sex, Rassismus, Depression und Zynismus beinahe platzt. Eine verblüffende Karriereentscheidung, die nur von seiner verblüffenden Leistung übertroffen wird.
Der beste Schurke
Untersucht man die Gegenspieler in den Filmen dieses Jahres, stößt man fast durchweg auf Ernüchterungen oder Totalausfälle (Die nächsten Sätze enthalten SPOILER!). In „Iron Man 3“ gab es den üblichen hochentwickelten und hochlangweiligen Kontrahenten, in „Thor: The Dark World“ war der Feind komplett austauschbar, „Star Trek Into Darkness“ entschärft die Gefahr seines Antagonisten zum Ende komplett und spielt sich ausschließlich zwischen seinen Protagonisten ab, über „Kick-Ass 2“ habe ich mich oben bereits ausgelassen, „Man of Steel“ ist schon fast komplett vergessen und der gefährlichste Gegner von „A Good Day to Die Hard“ ist das eigene Drehbuch. (SPOILER ENDE) Keiner der Filme hat einen simplen aber trotzdem effektiven Schurken, von dem eine ständige Aura der Gefahr ausgeht.
Aber es gibt einen Lichtblick..
Sharlto Copley als Agent Kruger in „Elysium“
Neill Blomkamps zweiter Langfilm „Elysium“ konnte leider nicht den selben Einschlag machen wie sein Debüt „District 9“, trotzdem ist es ein sehr stimmiger Science-Fiction-Film, der erneut ein ebenso schmutziges wie interessantes Bild der nahen Zukunft zeichnet. Allerdings hat er etwas, was fast jedem anderen Film in diesem Jahr gefehlt hat. Einen ausgezeichnet geschriebenen und gespielten Antagonisten.
Sharlto Copley, den vor „District 9“ noch niemand kannte, liefert mit seinem Agent Kruger einen Endgegner für die Geschichtsbücher ab. Nicht nur ist er komplett losgelöst von jeglicher Reue und Vernunft, er ist eine Maschine, die mit purem Wahnsinn angetrieben wird und nichtmal von einer Granatenexplosion am Kopf aufgehalten werden kann. Copley verkörpert Kruger mit einem ebenso unverständlichen wie unverwechselbaren südafrikanischen Akzent, der den skurrilen Charakter nur noch genießbarer macht. Hut ab für den besten Filmschurken des Jahres, der dem Star des Films nicht selten die Show stiehlt (Wie es sich für einen guten Schurken gehört).
Das war es vorerst mit dem statistischen Rückblick meines Filmjahres 2013. Als letzter Akt der Nachbereitung folgt in Kürze eine Top10-Liste, in der ich die 10 Besten der Besten benenne und in eine Reihenfolge bringe.