Theodore (Joaquin Phoenix) steckt nach der Trennung von seiner Frau in einem tiefen Loch aus Depression und dem Wunsch nach Einsamkeit. Weder seine alte Schulfreunding Amy (Amy Adams) noch gleichgesinnte Seelen in Erwachsenen-Chatrooms vermögen es sein Gemüt zu heben. So fristet er sein trübes Dasein in einer perfekt vernetzten Welt, in der jeder mit einem Knopf im Ohr seinen persönlichen Dingen nachgeht.
Überraschender Weise kommt seine Erlösung in Form eines neuen Betriebssystems für eben diese Vernetzungsapparatur, das, ausgerüstet mit einer künstlichen Intelligenz, auf alle seine Wünsche eingehen soll. Und Theodore findet in „Samantha“ (gesprochen von Scarlett Johansson) tatsächlich mehr, als nur einen Weg um seine Emails zu sortieren. Theodore sieht wieder ein Licht am Ende des Tunnels und (nach einem eher merkwürdigen Date mit einer fremden Frau) zwischen den beiden entwickelt sich mit der Zeit mehr als nur eine Freundschaft.
Wo Rajeshs Liebe zu Siri in „The Big Bang Theory“ noch rein humoristisch betrachtet wurde hat sich Spike Jonze mit „her“ vorgenommen, die zumindest plausible Thematik der Liebe zu einer künstlichen Intelligenz ausgiebig und ernsthaft zu betrachten. Und diese Beobachtung kann sich sehen lassen. Zum einen hat der Regisseur von „Being John Malkovich“ & „Wo die wilden Kerle wohnen“ eine sehr unterhaltsame Chemie zwischen Phoenix und Johansson zu erzeugen, was eine besondere Herausforderung gewesen sein muss, da letztere nicht ein einziges mal zu sehen ist; und auch nie das Set besucht hat, da die Sprechrolle ursprünglich mit Samantha Morton besetzt war.
Zum anderen hat er dieses herzliche Zusammenspiel auch noch in eine äußerst glaubwürdige Zukunftswelt gehüllt. Von der technischen Entwicklung der Smart-Devices über Videospiele (von Hologrammen mal abgesehen) sowie Lebenskultur; alles verpackt in einer logischen Weiterentwicklung heute modernen Designs. Natürlich lässt sich über den Geschmack der Bewohner des zukünftigen L.A.s streiten, aber das geht heute auch schon sehr gut.
Und als Fan der Cinematographie wird man ebenfalls nicht im Stich gelassen. Der Niederländer Hoyt Van Hoytema („The Fighter“, „Tinker Tailor Soldier Spy“) erzeugte sehr nahe und trotzdem tiefe, fast schon klinisch ausgeleuchtete Bilder, was die sowieso schon extrem pastellige Farbgebung noch verstärkte. Alleine dafür lohnt sich ein Kinobesuch.
Mein Fazit? Spike Jonze hat mit „her“ ein liebevoll skurriles, modernes, witziges und exzentrisches Machwerk auf Zelluloid gebannt, das interessante Einblicke in eine mögliche Zukunft unserer Spezies erlaubt. Absolut sehenswert.
9/10
Her
Drama, Romanze
Regie: Spike Jonze
Buch: Spike Jonze
Darsteller: Joaquin Phoenix, Amy Adams, Scarlett Johansson
Kinostart DE: 27.03.2014
Kinostart US: 10.01.2014