Ich fühle mich wie ein alter Mann, wenn ich an die Zeit zurückdenke, in der Seth MacFarlanes „Family Guy“ wirklich lustig war. Bevor er den Stil und die drei Witze seines Cartoons auf zwei weitere Serien („American Dad“ und „The Cleveland Show“) ausdehnte, hat der profane aber trotzdem bissige und clevere Humor seiner ersten Serie sie zu einer der Lustigsten überhaupt gemacht. Auch sein Einstand auf der Leinwand im Jahre 2012 war durchaus genießbar, auch wenn „Ted“ nicht zu den großartigsten Komödien der letzten Jahre zählt.
In „A Million Ways to Die in the West“ geht MacFarlane noch einen Schritt weiter und steuert neben seiner Stimme erstmals sein Gesicht bei. Er spielt Albert, einen Schafhirten im wilden Westen des späten 19. Jahrhunderts. Da er nebenbei ein riesiges Weichei ist und permanent nur über die widrigen Lebensumstände seiner Umgebung heult, hat seine Freundin Louise (Amanda Seyfried) die Schnauze von ihm voll und verlässt ihn für den Schnurrbart-Träger und Vollbonzen Foy (Neil Patrick Harris). Am Boden verbringt Albert seine Zeit mit Trinken und feige sein, bis ihm die zauberhafte Anna (Charlize Theron) über den Weg läuft.
Mehr muss zu der Handlung von „A Million Ways to Die in the West“ nicht gesagt werden, da sie generell uninteressant ist und nur als Medium für die üblichen Furz- und Fickwitze dient, die man von MacFarlane gewohnt ist. Doch im Gegensatz zu „Ted“ und einigen „Family Guy“-Episoden geht das Konzept hier absolut nicht auf. Das Hauptproblem des Films ist das Drehbuch, denn nicht nur ist es schlecht und unkreativ, sondern auch schlichtweg nicht witzig.
Im Gegensatz zu „Ted“ bietet der Film kaum große Lacher, und die Handvoll magerer Witze wird bis zur Übelkeit recycelt. Glanzbeispiel ist der Handlungsstrang von Edward (Giovanni Ribisi) und seiner Freundin Ruth (Sarah Silverman). Der Witz ist, dass Ruth eine Hure ist und durch „10 Schwänze am Tag geht“, sie sich aber weigert, mit ihrem Freund zu schlafen. Was anfangs für ein leichtes Schmunzeln sorgt ist spätestens beim zweiten (der insgesamt sage und schreibe fünf) Male einfach nur langweilig.
Von einem Western kann man hier ebenfalls nicht sprechen, da der Film sein Setting ausschließlich dafür nutzt, unerwartete Todesszenen zu zeigen, was seinen Protagonisten stets dazu veranlasst, eine 10-minütige Rede über die Gefahren des Westens zu ejakulieren. Ansonsten reden und agieren sämtliche Charaktere so, wie sie es in der Gegenwart tun würden.
Der Hauptknackpunkt für die Grausamkeit von „A Million Ways to Die in the West“ ist ironischerweise Seth MacFarlane selbst. Wo „Ted“ durch die Leistungen von Mark Wahlberg, Mila Kunis und vor allem Giovanni Ribisi gerettet werden konnte, ist MacFarlanes schlecht kaschierter Egotrip einer Performance im Films genau so lahm und flach wie sein Charakter selbst.
Das dünne Drehbuch macht sich vor allem in den Cameos bemerkbar. MacFarlane hat einige wirklich beeindruckende Schauspieler für Kurzauftritte zur Verfügung, darunter auch einen Charakter, dessen Wiedersehen die Herzen der meisten Filmfans ohne Zweifel höher schlagen lässt. Doch leider weiß er keinen der Cameos gut zu nutzen und sie beschränken sich allesamt auf „Hey guck mal, XXX ist auch dabei!“-Momente.
Die größten Lacher des Films entstehen nicht aus den unterirdischen Dialogen, sondern durch den einen oder anderen clever gesetzten Schnitt oder eine großartige Einlage von Neil Patrick Harris zum Ende des Films.
Als ich mich ins (komplett verlassene) Kino setzte erwartete ich keine hochkarätige oder niveauvolle Komödie und schon gar nicht einen ernstzunehmenden Film. Was Seth MacFarlane mit „A Million Ways to Die in the West“ abliefert, enttäuscht selbst diese geringen Erwartungen. Er ist weder eine bemerkenswerte Komödie, noch ein guter Western. Er ist langweilig, uninspiriert und leidet deutlich unter der Egomanie seines Regisseurs/Autors/Produzenten/Hauptdarstellers, der hier ganz klar der Einzige ist, der Spaß hat.
3/10
A Million Ways to Die in the West
Komödie, Western
Regie: Seth MacFarlane
Buch: Seth MacFarlane, Alec Sulkin, Wellesley Wild
Darsteller: Seth MacFarlane, Charlize Theron, Liam Neeson, Amanda Seyfried, Giovanni Ribisi, Neil Patrick Harris, Sarah Silverman
Kinostart DE: 29.05.2014
Kinostart US: 30.05.2014